Innovationen in der Oberflächentechnik

Was sind bei der Metalloberflächenbehandlung die wichtigsten Zielbranchen und Wachstumssegmente?

Dr. Sebastian Sinnwell: Unsere klare Nummer Eins ist die weltweite Transportbranche, genauer gesagt OEM-Hersteller und Tier-1- und Tier-2-Zulieferer in der Automobilindustrie. Wenn neue Lösungen in diesem eher konservativen Markt einmal etabliert sind, setzen sie sich auch schnell in anderen Branchen durch. Wichtige Wachstumssegmente in der Automobilindustrie sind Leichtbau und Stahlalternativen. Das Anwendungsspektrum von Karosseriebauteilen reicht dabei über Leichtbauräder bis hin zu Wärmetauschern, Kompressoren, Kondensatoren und Verdampfern für Klimaan­lagen.

Dr. Peter Kuhm -

Dr. Peter Kuhm: Ein weiteres sich schnell entwickelndes Segment sind leichte Wärmemanagementkomponenten sowie Batteriekästen, vor allem für  neue Elektro- und Hybridfahrzeuge.

Welche Trends und Herausforderungen haben Einfluss auf Kunden in diesen Bereichen?

Dr. Kuhm: Neben den Faktoren Leichtbau, Verkleinerung, Kostenkontrolle und bessere Nachhaltigkeit sorgt das Internet der Dinge für rasante Veränderungen bei der Art und Weise, wie Prozesskontrolle, Automatisierung und Datenaustausch in der metallbearbeitenden Industrie funktionieren. Die meisten Unternehmen sind mit einem schnell wachsenden Trend hin zu digitalisierten und vernetzten Prozessen konfrontiert. Dank unserer globalen Reichweite und Markterfahrung können wir beispielsweise Big-Data-Analysen für die Prozessoptimierung bieten.

Dr. Sinnwell: Und natürlich sorgt der Marktanspruch, die Nachhaltigkeit stetig weiter zu verbessern, für viele  Veränderungen. So verschwinden beispielsweise schädliche Sub­stanzen wie Nickel oder Lösemittel zunehmend aus den Prozessen.

Wie positioniert sich ihr Unternehmen in diesem Umfeld?

Dr. Sinnwell: Wir sind überall dort vertreten, wo Automobile hergestellt werden. Dabei bauen wir unter anderem auf ein weltweites Netzwerk und eine starke lokale Verankerung.

In Sachen Werkstofftechnik gewinnen Leichtbau und Multimetallanwendungen immer mehr an Bedeutung. Können Sie hierfür einige Lösungen nennen?

Dr. Sinnwell: Beim Übergang von der herkömmlichen Zinkphosphatierung zu Dünnschichtprozessen der nächsten Generation sind wir führend. In diesem Bereich gibt es auch Brückenlösungen für Karosserien mit hohem Aluminiumanteil sowie Prozesse mit nickelfreier Phosphatierung und Eisendeposition. Hier möchte ich aber betonen, dass es in diesem stark diversifizierten Markt keine Universallösung gibt, die für jeden Anwendungsfall passt. So bestehen von Region zu Region und Kunde zu Kunde häufig große Unterschiede hinsichtlich Risikominimierung, Umweltschutz- und Unternehmensstandards, Energieeffizienz, Zielwerten für den Wasser-Fußabdruck und Gefahrstoffkontrolle. Auf Basis eines breiten Portfolios setzen wir die Erwartungen und Anforderungen der Anwender maßgeschneidert um.

Wie sieht für Sie die Zukunft der Metalloberflächenbehandlung aus? Können Sie Beispiele für Entwicklungen nennen, an denen Sie arbeiten?

Dr. Kuhm: Die Markteinführung unseres nickelfreien Vorbehandlungsprozess läuft gerade. Der Prozess bietet sowohl ein Zweistufenverfahren für Linien mit hohem Aluminiumgehalt, als auch ein Standardverfahren für Linien ohne Aluminiumanteil. Teilstrukturen etlicher Stahlbauteile werden derzeit partiell schon durch einzelne Alugussteile ersetzt. Diese Bauteile ermöglichen eine deutliche Gewichtsreduzierung und effizientere Prozesse. Unser innovativer nickelfreier Zinkphosphatierungsprozess passt zu eben diesem Markttrend.

Dr. Sinnwell: Gleichzeitig erwarten wir aber auch eine weitere Diversifizierung bei Materialien, Design und Produktion. Die Materialien folgen den Anforderungen eines stärker differenzierten Automobildesigns mit komplexeren Bauteilen. Die Behandlungstechnologie muss sich dem Trend anpassen.

Zum Netzwerken:
Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf, Dr. Peter Kuhm, Tel. +49 211 797 3735, peter.kuhm@henkel.com, www.henkel.com

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