Stromlos im Tauchbad
Herr Willumeit, Sie haben eine neue Beschichtungstechnologie vorgestellt. Ende 2018 gab es einen Meilenstein, der über die nächsten Schritte entscheiden sollte. Wie ist der aktuelle Stand?
Wir befinden uns mit unserer neuen, stromlos im Tauchbad abzuscheidenden Korrosionsbeschichtung in einer Pilotphase. Wir sammeln gemeinsam mit ausgewählten Testkunden Erkenntnisse aus der Praxis, die für die Weiterentwicklung genutzt werden. Unsere Technologie ist eine Alternative für Anwendungen, die den Markterwartungen nicht mehr entsprechen oder den Erwartungen des Beschichters nicht mehr zusagen. Mit besonderen Eigenschaften wie zum Beispiel einer hundertprozentigen Beschichtung von Innenflächen, die beispielsweise in anderen gängigen Verfahren nicht erreicht wird, bieten wir dem Markt ein neues Verfahren. Unsere Technologie liefert auf Innenflächen gleiche Schichtstärke wie auf Außenflächen und hat das Potenzial, hohe Prozesskosteneinsparungen zu erreichen.
Welche Praxis-Erfahrungen konnten Sie bisher sammeln?
Wir haben in der Pilotphase Erfahrungen über den gesamten Beschichtungsprozess im realen Umfeldern gesammelt. Zudem liegen Erkenntnisse aus Versuchen vor, die wir ein Jahr durchgeführt haben. So können wir Aussagen über Prozessstabilität, Badkontamination sowie Reproduzierbarkeit treffen.
Ist das Verfahren multimetallfähig bzw. für welche Substrate ist es einsetzbar?
Die Beschichtungstechnologie konzentriert sich derzeit auf Stahl. Zukünftig wird es möglich sein, auch andere Substrate, wie zum Beispiel verzinkten Stahl oder Aluminium zu beschichten.
Die sandgestrahlte Stahltür: Die neuentwickelte Beschichtung ist schwarz, die weißen Flächen sind als Kontrast pulverbeschichtet. Foto: Chemetall
Welcher Korrosionsschutz kann erreicht werden?
Nach derzeitigem Entwicklungsstand werden bis zu 700 h mit dem neutralen Salzsprühtest erreicht. Wir arbeiten daran, die vom Markt geforderten 1008 h zu erzielen. Darüber hinaus bietet die Technologie eine sehr gute Beschichtung von Kanten (z.B. Stanzkanten), die in der Industrie gefragt ist. Teile beginnen heutzutage häufig von der Kante aus zu rosten – nicht von der Fläche.
Wie wirtschaftlich ist das Verfahren bzw. was können Sie zu den Verfahrenskosten sagen?
Bei der Beschichtungstechnologie werden Vorbehandlung und Lack kombiniert. Dies bietet die Möglichkeit, Prozesskosten einzusparen. Für das Beschichtungsbad ist zudem grundsätzlich keine Kühlung notwendig. Der Inhalt des Beschichtungsbeckens muss nur leicht bzw. während der Produktion umgewälzt werden. Die wirtschaftlichen Vorteile liegen damit auf der Hand: Die Beckenanzahl ist geringer, die Wasserkosten sinken. Die Temperaturregelung des Beschichtungsbades entfällt. Pumpen können bei Produktionsstillstand abgestellt werden, womit elektrische Energie eingespart wird. Mit dieser Beschichtungstechnologie können die gesamten Kosten eines Unternehmens reduziert werden. Bei Chemetall betrachten wir Verfahrenskosten und Einsparungspotenziale im Ganzen. Es ist wichtig, die Kostenstruktur seiner Prozesse zu kennen und sich nicht auf einzelne Parameter wie Chemikalienpreise pro Quadratmeter zu konzentrieren.
Zum Netzwerken:
Chemetall GmbH Surface Treatment, Frankfurt, Thomas Willumeit, Tel. +49 69 7165-3457, thomas.willumeit@basf.com, www.chemetall.com
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