Zukunftsfähig aufgestellt

Dass eine Modernisierung der Pulverbeschichtung an der Zeit war, wusste Thomas Kaysser, Geschäftsführer des Metallverarbeitungsbetriebs H.P. Kaysser in Nellmersbach, bereits seit längerem. Doch ein solches Unterfangen mit einer Investitionssumme im zweistelligen Millionenbereich will langfristig und gut geplant sein.

Zukünftig sind größere und schwerere Bauteile beschichtbar. Foto: H. P. Kaysser -

Kaysser bietet die gesamte Bearbeitung rund ums Blech, von einfachen Blechteilen bis zu hochkomplexen, mit Elektronik versehenen Baugruppen unter einem Dach. Das Portfolio beginnt mit dem Projekt-Engineering und Vorrichtungsbau über CNC-Blechtechnologien sowie Roboterschweißen und Verbindungstechnik bis hin zu Oberflächentechnik, Logistik und Versand. Die Entscheidung für die neue Anlagentechnik fiel endgültig im Mai 2015. Eines war Thomas Kaysser von Anfang an klar: „Ich hatte in den 1980er-Jahren unsere Pulverbeschichtungsanlage geplant und gebaut. Das musste ich nicht noch einmal machen.“ Und so landete das Projekt auf dem Tisch seines Sohnes Timm Kaysser, der als Projektleiter im Familienunternehmen tätig ist. Nach Gesprächen mit Experten und Anbietern war den Beteiligten klar, dass dieses Projekt einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Und dass im Rahmen der Modernisierung eine zusätzliche Halle auf dem Firmen­gelände benötigt wird. Um die Kosten in vertret­barem Rahmen zu halten und Flexibilität bei der Auswahl der Unternehmen und Dienstleister zu haben, verzichtete Kaysser auf einen Generalunternehmer. Der Vorteil: Zahlreiche Teilaufgaben konnten mit regionalen Handwerksbetrieben umgesetzt werden.

50% mehr Kapazität

Die neue Anlage umfasst eine Fläche von 3400 m2, der erste Bauabschnitt wurde just fertiggestellt. Auf der integrierten Pulverbeschichtungsanlage von Rippert werden derzeit die ersten Testläufe absolviert. Die Fördertechnik lieferte Caldan, die Applikationstechnik stammt von Nordson. Der zweite Bauabschnitt mit der Großteilebeschichtung, auf der Metallbauteile mit Abmaßen bis zu 4 x 2 x 2,2 m (L x B x H) manuell nasslackiert oder gepulvert werden, startet  im Januar 2019. Ein Ziel der neuen Lackiertechnik war es, künftig auch größere und schwerere Bauteile beschichten zu können. Bei voller Auslastung bietet das neue System über 50% mehr Kapazität.

Dichtstrom statt Venturi

Die erste Beschichtungsanlage auf dem Firmengelände in Nellmersbach ging bereits 1969 in Betrieb. Aufgrund der steigenden Nachfrage und des Wachstums des Unternehmens folgte in den achtziger Jahren eine zweite Pulverbeschichtungsanlage, auf der sich größere Metallteile automatisiert beschichten lassen. Bis heute sind beide Anlagen zuverlässig in Betrieb. „Dies kommt nicht zuletzt daher, dass sich das Verfahren bei der Pulverbeschichtung vom Prinzip nicht verändert hat“, sagt Thomas Kaysser. „Doch während herkömmliche Anlagen mit dem Venturi-Prinzip arbeiten, setzen wir auf Dichtstromtechnologie – und das wollten wir bei der neuen Technik beibehalten.“ Diese Technik funktioniert druckluftunabhängig. Die Pulverwolke, die erzeugt wird, ist feiner und besser dosierbar. „Das errechnete Energie-Einsparungspotenzial liegt bei bis zu 30%, zudem sinkt der Pulververbrauch merklich“, fügt Timm Kaysser hinzu.

Schritt für Schritt umgestellt

„Wenn alles nach Plan läuft, geht die Pulverbeschichtung demnächst in Betrieb. Nach und nach wollen wir dann die alten Systeme ersetzen“, berichtet Timm Kaysser. Die Ablösung erfolgt in kleineren, penibel geplanten Schritten, denn Prozesssicherheit und Qualitätssicherung haben oberste Priorität. Während die zweite Pulveranlage aus den 1980ern unter Umständen einen Abnehmer findet, geht die alte Anlage von 1969 in den wohlverdienten Ruhestand. „Selbst nach über drei Jahren ununterbrochener Planung, Kontrolle, Verhandlung, so manchem Rückschlag und hunderten von Entscheidungen macht es noch Spaß“, erzählt Timm Kaysser. „Man lernt bei solch einem Projekt jeden Tag etwas Neues dazu.“

Zum Netzwerken:
H.P. Kaysser GmbH + Co. KG, Leutenbach-Nellmersbach, Thomas Kaysser, Tel.+49 7195 188-0, info@kaysser.de, www.kaysser.de

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