Neue Dimensionen
Dazu zählte eine Pulverbeschichtungsanlage vom schwäbischen Hersteller Meeh, um flexibler auf Kundenanforderungen zu reagieren. Das Unternehmen produziert Blechbauteile, Komponenten und komplette Systembaugruppen für Industriekunden. Gefertigt wird auf rund 35.000 m2 Betriebsfläche mit 270 Mitarbeitern.
360 Farben, 32 Lacklieferanten
Bereits seit 1997 setzt man am Standort Etscheid auf die Pulverbeschichtung. Nahezu 80% aller erzeugten Produkte, die das Unternehmen fertigt, werden gepulvert – in jeder Farbe, in jeder Größe, mit hohem dekorativen Wert und immer in Top-Qualität – ganz individuell nach Kundenwunsch. Hennecke stellt seinen Kunden aktuell hunderte verschiedene Pulverfarben zur Verfügung, wobei meistens die Kunden selbst die Lieferanten vorgeben.
Zusätzliche Kapazitäten durch neue Anlage
Trotz einer bereits vorhandenen P&F-Anlage mussten bisher Bauteile extern beschichtet werden, weil man immer wieder an die Kapazitätsgrenzen stieß. Um unabhängiger, schneller und sicherer agieren zu können, hat sich die Geschäftsführung entschieden, in eine zusätzliche Pulverbeschichtungsanlage zu investieren. „Die Beschichtung entwickelte sich zunehmend zum Flaschenhals. Gleichzeitig stiegen die Kundenanforderungen stetig – nicht nur an die Qualität, sondern auch an kürzere Durchlauf- und Lieferzeiten. Viele Bauteile sind Sichtteile, da kommt es auf die Qualität an“, berichtet Lea Brackmann Projektingenieurin, die den Anlagenbau geplant und koordiniert hat. Nach der Invest-Entscheidung besuchte das Team um Bereichsleiter Dietmar Buchmüller mehrere Referenzanlagen und erstellte ein Anlagenkonzept mit genauem Lastenheft sowie klar definierten Qualitätsanforderungen. Die neue Anlage sollte in eine bereits bestehende Halle integriert werden. Dadurch wurden die Abmessungen der Beschichtungsanlage von vorne herein auf eine maximale Breite von 17,5 m und eine Länge von 28 m begrenzt. Mit der Umsetzung wurde der Anlagenbauer Meeh beauftragt. Bei der neuen Anlage handelt es sich um eine „Jumbo-Coat“-Kompaktanlage, in die die Firmenfarben des Unternehmens Hennecke integriert sind. Die Anlage umfasst eine Waschkabine zum Entfetten/Phosphatieren und Passivieren mit einem Waschautomaten für Teile bis 1000 mm Breite und einer manuell geführten Waschlanze für Großteile bis 2500 mm Breite. Die Medien werden über einen Pumpensumpf und eine Filteranlage in den Kreislauf zurückgeführt. Die Pulverkabine mit Bodenabsaugung ist mit einer Teilberostung, entsprechend der geforderten Begehbarkeit, ausgestattet. In der neuen Anlage können Werkstücke mit einer maximalen Größe von 5 x 2,5 x 2,5 m (L x B x H) und 1 t Gewicht beschichtet werden. „Das sind ideale Voraussetzungen für großflächige Gehäuseteile und auch einzelne Stahlkonstruktionen“, sagt Werner Reitz, Leiter der neuen Beschichtungsanlage.
Öfen und Fördertechnik
Bei der Hennecke-Anlage wurde speziell darauf geachtet, dass Pulvereinbrennofen und Haftwassertrockner getrennte Zuluft haben, um eine eventuelle Ausscheidung von Pulverschwebstoffen bei niedrigerer Temperatur im Haftwassertrockner zu vermeiden. Man entschied sich für zwei getrennt beheizbare Öfen, Haftwassertrockner und Einbrennofen, um prozessunabhängig trocknen und einbrennen zu können. Beide Öfen sind für schwere Lasten auch mit Stapler befahrbar. Bei dem Fördersystem kommen I-Träger zum Einsatz, auf deren unteren Schenkeln die Rollapparate der Werkstück-Traversen laufen. Über eine elektrische Querfahrbühne werden die Werkstück-Traversen vor den Kabinen positioniert und von Hand eingeschoben. Hinter dem großzügigen Parkplatz befindet sich eine zweite Querfahrbühne mit integrierter Hub-Senkstation. Somit kann die Werkstückauf- und -abgabe flexibel in jeder Parkposition und zu jedem Zeitpunkt ergonomisch erfolgen.
Wasseraufbereitung erweitert
Eine besondere Aufgabe bestand darin, die bisherige Wasseraufbereitung in die neue Technik einzubinden. Da Hennecke bereits über eine Pulveranlage verfügte, deren Abwasser über eine Verdampferanlage aufbereitet wird, sollte auch das Abwasser der Meeh-Anlage dieser Verdampferanlage zugeführt werden, um auch an der neuen Anlage in Zukunft umweltschonend, ohne Abwasser, arbeiten zu können. Das von Meeh standardmäßig ausgeführte Vorbehandlungsverfahren wurde auf diesen speziellen Kundenwunsch hin angepasst. Hierbei flossen die langjährigen Erfahrungen von Hennecke ein, sodass der Waschprozess der neuen Anlage den höchsten Qualitätsansprüchen entspricht. Zudem konnte der rheinische Blechbearbeiter, dank der neuen Technik, die von Kunden vielfach gewünschte Doppelbeschichtung im Großteilebereich weiter ausbauen. „Wir können schneller auf die Produkte aus unserer eigenen Fertigung und damit flexibler auf die Wünsche und Anforderungen unserer Kunden reagieren“, fasst Buchmüller zufrieden zusammen. Durch die Kapazitätserweiterung konnte rückblickend nicht nur die Produktivität auf der bestehenden P&F-Anlage verbessert werden, sondern es wurde dort auch, durch die gezielte Belegung der Automatik-Kabine inkl. Rückgewinnung, der Pulververbrauch reduziert. Die bestehende Anlage ist jetzt besser ausgelastet, da sie mit längeren Laufzeiten in einem Farbspektrum betrieben werden kann. Schnelle Farbwechsel sowie Doppelbeschichtung und große Bauteile finden wiederum auf der neuen Anlage ihren Platz
Zum Netzwerken:
Walter Th. Hennecke GmbH, Neustadt/Wied, Dietmar Buchmüller, Tel. +49 2683 3008-0, info@hennecke.de, www.hennecke.de;
Meeh Pulverbeschichtungs- und Staubfilteranlagen GmbH, Wimsheim, Ulrich Meeh, Tel. +49 7044 95151-0, info@jumbo-coat.de, www.jumbo-coat.de
Hersteller zu diesem Thema
Dann brauchen Sie mehr als aktuelle Internet-News - Sie brauchen die Fachzeitung BESSER LACKIEREN! Exklusive Interviews, Analysen und Berichte. Praxisbezogener Fachjournalismus. Umfassende Informationen. Digital oder gedruckt - So, wie Sie es brauchen.