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Spielzeug sicher und umweltgerecht beschichten

Spielzeug muss bunt sein, aber auch langlebig und beständig. Dabei darf es aber die Gesundheit von Kindern nicht gefährden. Gefragt sind eine maximale Beschichtungsqualität und Spielzeuglacke, die höchste Normen einhalten.

Holzspielzeug liegt bei Eltern voll im Trend:  Das Umweltzeichen "Der Blaue Engel" hat sich bei den Verbrauchern als Qualitätssiegel etabliert und stellt für viele ein wichtiges Kaufkriterium dar. Quelle: Zuelch -

Spielzeug soll langlebig, bunt sowie beständig sein und darf dabei aber die Gesundheit von Kindern nicht gefährden. Denn Kinder, insbesondere im Krabbelalter, erkunden die Welt mit allen Sinnen – und dazu gehört es auch, alles Greifbare in den Mund zu stecken, um die Beschaffenheit, den Geschmack und die eigenen Kräfte zu prüfen. Die Beschichtung auf Rasseln, Klötzen und Co. muss Speichel, Bissen und Nagen standhalten und eine hohe Schlag- und Stoßfestigkeit aufweisen. Deswegen dürfen Spielzeugteile beim Lutschen keine gesundheitsschädlichen Substanzen abgeben, sondern müssen absolut speichel- und schweißecht sein. Eine maximale Beschichtungsqualität ist hier gefragt. Spielzeuglacke, die der DIN EN 71 und vielen weiteren Vorschriften entsprechen dürfen selbst beim Verschlucken kleiner Partikel keine Gefahr für die Gesundheit darstellen. Holzspielzeug liegt bei Eltern voll im Trend, zumal Medien immer wieder über Weichmacher und andere gesundheitsschädliche Stoffe in Plastikspielzeug berichten. Das Umweltzeichen (UZ) „Der Blaue Engel“ hat sich bei den Verbrauchern als Qualitätssiegel etabliert und stellt für viele ein wichtiges Kaufkriterium dar. Damit Holzspielzeug dieses Umweltzeichen tragen darf, muss es noch strengere Auflagen als die der DIN EN 71 erfüllen. Die RAL-UZ 130 gibt vor, dass die in Holzspielzeug verwendeten Materialien frei von synthetischen Duftstoffen, Holz- und Flammschutzmitteln sein müssen. Nur mit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft entspricht das Spielzeug der Norm. Zudem müssen der VOC-Gehalt des

DIE DIN EN 71…

…beschreibt die Sicherheit von Spielzeug auf europäischer Ebene und legt die Grenzwerte für Stoffe in Kinderspielzeug fest. Alle Spielzeuge, die in Europa angeboten werden, müssen dieser Norm entsprechen. Bei Lacken beispielsweise für Holzspielzeug werden Pigmente verwendet, die die in der Norm festgelegten Grenzwerte deutlich unterschreiten. Teil 3 und Teil 9 der Norm definieren die Anforderungen und Prüfverfahren für die Migration bestimmter Elemente aus Spielzeugmaterialien und legen die Grenzwerte für Stoffe wie Arsen, Antimon, Barium, Cadmium, Chrom, Blei, Quecksilber und Selen fest. Teil 3 und 9 sind auf Spielzeuge und Teile von Spielzeug anwendbar, die bei normalem Gebrauch wahrscheinlich in den Mund genommen werden, über längere Zeit mit der Haut oder den Augen in Kontakt kommen oder organische Verbindungen enthalten, die inhaliert werden könnten. Das europäische Prüfzeichen „CE“ belegt, dass ein Spielzeug der EN 71 in allen Punkten entspricht. Mit dem Hinweis „GS/Proof“ zeigen die Hersteller an, dass dies von einem unabhängigen Testlabor überprüft wurde. (Quellen: DIN e.V., Deutsches Lackinstitut)

Produktionsprozesses nachgewiesen sowie Migrationswerte für definierte chemische Elemente eingehalten werden. Die Anforderungen der RAL-UZ 130 beziehen sich somit auf den gesamten Lebenszyklus von Holzspielzeugen. Sie betreffen die Herstellung und eingesetzten Werkstoffe und Materialien, die Nutzungsphase sowie die Entsorgung von gebrauchtem Holzspielzeug einschließlich der Verpackungsmaterialien für den Transport. Holzspielzeug, das diese Norm erfüllt, weist mit dem „Blauen Engel“ nach, dass es umweltfreundlich hergestellt wurde und für Kinder gesundheitlich unbedenklich ist.

Problemlose Lackumstellung

Die Münch GmbH und Co. KG Pulver- und Isolierbeschichtungen aus dem fränkischen Rattelsdorf hat sich auf die Pulverbeschichtung von Kleinteilen spezialisiert. Für einen Kunden pulvert das Unternehmen Glöckchen und Rollen aus Metall, die an Spielzeug wie z.B. Rasseln oder Kugelbahnen angebracht werden. Weil der Spielzeughersteller seine Produkte entsprechend der RAL-UZ 130 anbieten wollte, erhielt Münch die Anfrage nach einer konformen Lackierung. Denn auch Metallteile, die sich an Holzspielzeugen befinden, müssen den Auflagen der RAL-UZ 130 entsprechen, wenn die Spielzeuge das Umweltzeichen „Blauer Engel“ tragen sollen. „Es war gar nicht einfach, einen geeigneten Pulverlacklieferanten zu finden“, erklärt Isabell Münch, Geschäftsleiterin des Beschichtungsunternehmens. „In dem Lack, den wir vorher verwendeten, befand sich ein Füllstoff, der nicht die Auflagen der UZ-130 erfüllte. So haben wir mehrere Hersteller angefragt, bekamen aber überwiegend abschlägige Antworten. Nur einer war darunter, der die Norm erfüllen konnte – sogar mit einem Standardprodukt. Dann haben wir entsprechende Labortests durchgeführt, die die RAL-UZ-130-Konformität belegten, so dass wir nun über das wichtige Zertifikat verfügen.“ Die Umstellung auf den neuen Pulverlack bei Münch verlief unproblematisch; eine Anpassung der Lackieranlage oder der Pistolen war nicht nötig. „Wir haben sukzessive den Lack umgestellt und beschichten nun die Schellen und Glöckchen in allen gewünschten Farbtönen inklusive der sogenannten ,Babyfarben‘ wie hellgrün, hellblau, rosa usw.“, erklärt Münch. Die Beschichtung erfolgt im Werk in Rattelsdorf manuell. Ein Durchsatz bis 10.000 Stück pro Stunde ist möglich.

3 FRAGEN AN…

Hanns E. Zuelch, Geschäftsführer der Zuelch Coatings GmbH, Osterode/Harz

Hanns E. Zuelch

Hanns E. Zuelch

Wie werden Sie als Lackhersteller den wachsenden Anforderungen gerecht?

Mit regelmäßigen Abprüfungen in den Laboren, damit unsere Produkte auch künftig sämtliche Anforderungen erfüllen. Die Grenzwerte liegen mittlerweile zum Teil unter denen von Trinkwasser. Im Labor wird die Beschichtung auf PAK, Phthalate, zinnorganische Verbindungen und den Bleigesamtgehalt sowie viele weitere Stoffe geprüft, der besonders für den amerikanischen und auch den japanischen Markt wichtig ist; zum Teil gelten dort andere oder strengere Vorschriften als in Europa. Wir passen unsere Beschichtungssysteme kontinuierlich an, um auch weiterhin die Non-Toxic-Anforderungen voll zu erfüllen.

Es scheint nur wenige Lackhersteller für Spielzeuge zu geben. Wie kommt das?

Die extrem hohen Prüfkosten und die immer strengeren Vorgaben hinsichtlich der Grenzwerte sorgen dafür, dass die Zahl der Spielzeugfarbenhersteller weltweit immer mehr zurückgeht. Zurzeit entfallen ca. 95% der Prüfkosten auf die Prüfung der chemischen Elemente. Unter Effizienzgesichtspunkten hatten wir schon mal daran gedacht, die Spielzeuglacke einzustellen, aber dann würde wesentliches Know-how verloren gehen. Viele mittelständische Spielzeughersteller und Zulieferer in Europa bekämen ernste Probleme, da sie sich auf unsere Expertise z.B. beim Trommellackieren von Holzkleinteilen verlassen. Um auch international auf dem neuesten Stand zu sein, müssen ständig die relevanten Vorschriften aktualisiert werden und die Mitarbeiter entsprechende Schulungen besuchen.

Was empfehlen Sie als Hersteller, um eine hohe Beständigkeit zu erreichen?

Bei Spielzeug, wo es ja auf eine hohe Beständigkeit ankommt, eignen sich 1K- und 2K-Wasserlacke. Oder, für besondere Anforderungen, auch 2K-lösemittelhaltige Lacke insbesondere für extreme Beständigkeiten bei Kindermöbeln oder Outdoor-Spielzeugen. Für Dekorationen mit farbigen Bildern in nur einem Arbeitsgang ist auch das Thermo-Transfer-Druckverfahren als schnelle und kostengünstige Alternative zum Siebdruck geeignet, da das komplette Bild in einem einzigen Arbeitsgang ohne Trockenzeit übertragen werden kann. Auch ist diese Oberfläche extrem kratzbeständig, da das Bild „im Lack“ und nicht nur auf der Oberfläche vorhanden ist.

Zuelch Industrial Coatings GmbH, Osterode, Hanns E. Zuelch, Tel. + 49 5522 9015-0, zuelch@zuelch.de, www.zuelch.de

Münch Beschichtungen GmbH & Co. KG, Rattelsdorf, Isabell Münch, Tel. +49 9547 7025, info@b-muench.de, www.b-muench.de

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