Ganz schön rissig …

Ein Unternehmen, das unter anderem Bedienelemente verbaut, stellte an einem Großteil der aus Kunststoff bestehenden Schaltknöpfe eine feine Rissbildung in der Beschichtung fest (mikroskopische Aufnahme). Es handelte sich um einen Zweischichtaufbau, bestehend aus einer weißen Grundierung und einem schwarzen Decklack.

Die IR-Mikroskop-Aufnahme beweist die Applikation des falschen Lackes. Fotos: DFO -

Das Unternehmen ließ die Bauteile in Asien fertigen und anschließend auch dort beschichten. Dabei gab es klare Vorgaben bezüglich des zu verwendenden Lacksystems und der Applikationsparameter. Im Anschluss wurden die Bauteile gelasert, um Symbole und Muster in die Beschichtung einzubringen. Bei dem vorgeschriebenen Beschichtungsmaterial handelte es sich um ein 2K-Lacksystem mit hohen Beständigkeiten gegenüber Reinigungsmitteln etc.

1K-Lack statt 2K-Lack

Eine einfache Prüfung der chemischen Beständigkeit der tatsächlich aufgebrachten Beschichtung zeigte, dass diese beim Abwischen mit Isopropanol bereits angelöst wurde und Rissbildung zeigte. Eine IR-spektroskopische Untersuchung bestätigte die Befürchtung, dass hier nicht die vorgegebenen 2K-Polyurethan-Lacke, sondern 1K-Acrylat-Lacke lackiert worden waren. Diese weisen allgemein eine deutlich geringere chemische Beständigkeit auf und in diesem Fall auch eine unzureichende Elastizität. Das im schwarzen Decklack enthaltene Butylacetat löste zusätzlich beim Überlackieren die bereits getrocknete weiße Grundierung teilweise wieder an und verursachte auch hier eine Rissbildung, die bei mechanischer Beanspruchung eine Rissfortpflanzung in den schwarzen Decklack zur Folge hatte.

IR-MIKROSKOPIE
Molekülschwingungen bei organischen Molekülen, werden durch Absorption von Strahlung im infraroten (IR), nicht sichtbaren Bereich des Lichtes angeregt.  Abhängig vom Aufbau und der Struktur der Moleküle werden ganz bestimmte Anteile der IR-Strahlung absorbiert. Mit dem Verfahren erhält man ein sogenanntes IR-Spektrum. Jedes Molekül bzw. jede Molekülgruppe hat dabei ein für sie charakteristisches IR-Spektrum, das einem Fingerabdruck nahekommt.

Ärgerlicherweise wurden beim Endkunden eine mechanische Beanspruchung und ein Abwischen der Bedienelemente mit lösemittelhaltigen Reinigern durchgeführt. Dies führte letztendlich zu dem vorliegenden Fehlerbild. Die Recherchen bei dem Beschichtungsbetrieb ergaben, dass man zwar die Vorgaben kannte, diese aber anders ausgelegt hatte, da zum Zeitpunkt der Beschichtung kein geeignetes Beschichtungsmaterial zur Verfügung stand. Ist man als Unternehmen von Bauteil-Zulieferern abhängig, muss man unter Umständen auch detaillierte Vorgaben zur gewünschten Qualität der Beschichtung machen.

Deutsche Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung (DFO) e.V., Neuss, Ernst-Hermann Timmermann, Tel. +49 2131-40811-22, timmermann@dfo-service.de, www.dfo-service.de

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