Farbabweichungen sichtbar machen

Jeder Körper erscheint in der Farbe derjenigen Wellenlänge, die er am stärksten reflek­tiert. Das macht sich das Color-Matching-Verfahren von Oligo surface controls zunutze, das Oberflächen durch Tageslichtsituation geradezu "ins rechte Licht rückt". Fehler in Form, Struktur und Beschaffenheit von Produktoberflächen werden auf diese Weise sofort sichtbar.

Bei der Audi AG in Neckarsulm ist eine Color-Matching-Kabine installiert -

Die Oberflächenveredelung nimmt in der Industrie einen immer höheren Stellenwert ein. Das liegt vor allem daran, dass die äußere Erscheinung stellvertretend für die Qualität des gesamten Produkts steht. Komplexe Rezepturen, Oberflächenbeschaffenheit, aber auch unterschiedliche Rohstoffe und Materialien der Substrate können jedoch ungewollt zu Farbabweichungen führen. Produktteile, die im Werk unter Kunstlicht farblich passend erscheinen, weichen unter Tageslichtbedingungen plötzlich stark ab. Mit den Color-Matching-Systemen der Oligo Lichttechnik GmbH ist laut Hersteller eine visuelle, objektive Beurteilung der Farbwirkung möglich. Der Geschäftsbereich „surface controls“ hat sich auf hochpräzise Oberflächenkontroll- und Farbabmusterungssysteme spezialisiert. „Ob winzigste Einschlüsse, minimale Unebenheiten, ungleichmäßig aufgetragener Lack oder partielle, kaum wahrnehmbare Differenzen in der Farbabstimmung. Farbabweichungen werden sichtbar, sodass Prozesskorrekturen zeitnah und effektiv eingeleitet werden können“, erklärt Thomas Dulas, Geschäftsführer von surface controls.

DAS-COLOR-MATCHING-SYSTEM IN DER PRAXIS

Im Auftrag der Audi AG hat Surface controls für das Werk Neckarsulm eine Lösung entwickelt, mit der sich komplette Fahrzeuge innen und außen unter verschiedenen Lichtsituationen untersuchen lassen. Dabei werden im Zusammenspiel aller Fahrzeugteile Farbton-Auffälligkeiten ermittelt. Zusammen mit Audi-Ingenieuren wurden während der Projektplanung alle Gegebenheiten analysiert und Anforderungen an Lichtfarben, Funktionen und Bediensystemdefiniert. Besonders anspruchsvoll war dabei die Systemintegration im Audit-Bereich von Audi, wobei gleichzeitig die Audit-Abläufe optimiert werden sollten. Surface controls entwickelte eine Color-Matching-Kabine aus 61 Color-Control-Optiken. Diese arbeiten nach dem Prinzip der Fehlfarbenverstärkung, mit der sich durch die Veränderung der Farbtemperatur zwischen 2.700 und 6.500 Kelvin jede Tageslichtsituation simulieren und mittels einer halbautomatischen Farbsteuerung stufenlos regeln lässt. Eine Besonderheit ist die Nachbildung verschiedener Lichtszenarien und Lichtrichtungen wie Sonnenaufgang, Mittagssonne und Sonnenuntergang durch das getrennte Schalten von Seitenwänden und Deckenlicht. Identische Kabinen sind inzwischen bei Porsche in Zuffenhausen und im US-amerikanischen Chattanooga installiert.

Farbunterschiede sichtbar machen

Das Color-Matching-Verfahren beruht auf der Tatsache, dass jeder Körper in der Farbe derjenigen Wellenlänge erscheint, die er am stärksten reflektiert. Für das menschliche Auge sind hierbei geringe Unterschiede ähnlicher Farben kaum wahrnehmbar. Mit den Color-Matching-Systemen lassen sich Tageslichtsituationen simulieren, wobei die Color-Control-Optiken (CCO) mittels digitaler Signale angesteuert und das optimale Begutachtungslicht eingestellt werden. „Abhängig vom Bauteil werden die hauptsächlich reflektierten Wellenlängen in Lichtwellen, die zur Beleuchtung genutzt werden, reduziert. Das führt dazu, dass die sonst überdeckten Farbunterschiede gut sichtbar werden“, erklärt Dulas.

Lichtszenen per Touchscreen steuern

Gesteuert wird das Verfahren über „HAFST3.0“, eine halbautomatische Farbsteuerung. Über einen TFT-Touchscreen-Display lassen sich Lichtszenen und Leuchtengruppen schnell und komfortabel programmieren. Eine große Übersichtsdarstellung der Color-Matching-Kabine zeigt die vorgenommenen Einstellungen an. Diese können jederzeit angezeigt oder verändert werden. Ins rechte Licht gerückt, werden so Fehler in Form, Struktur und Beschaffenheit von Produktoberflächen sofort sichtbar. Die Kontrolloptiken, denen auch Fertigungsfehler wie Pickel, Beulen oder Dellen nicht entgehen, gibt es in verschiedenen Bauarten auch mit LED-Technik für diverse Oberflächen – ob aus Kunststoff, Blech oder Aluminium, ob es sich um lackierte Flächen, Glas oder Folie handelt, ob sie schwach, mittel, gut oder sehr gut reflektieren.

Auch Hologramme werden detektiert

Die Systeme können überall dort eingesetzt werden, wo es auf eine genaue Farbübereinstimmung von verschiedenen Einzelteilen und Materialien ankommt. Die Color-Matching-Systeme sind neben der Automobilindustrie auch für Hersteller von Fußbodenbelägen, Möbeln, Keramik usw. interessant. „Dabei muss es nicht immer eine komplette Kabine sein“, so Dulas. „Je nach Kundenwunsch und Prüfobjekt lassen sich auch kleine Systeme einer Color-Control-Optik realisieren. Auch Systemkombinationen mit einer LED Light-Point-Optik sind möglich. Anhand LED-Light-Point- oder auch LED-Sun-Light-Optik kann Sonnenlicht simuliert werden. So werden beispielsweise Polierfehler wie Hologramme sichtbar.

VORTEILE DES COLOR-MATCHING-SYSTEMS

  • Homogene Ausleuchtung der zu kontrollierenden Flächen
  • Reale Abbildung des natürlichen Tageslichts über einen kompletten Tageszyklus
  • Abbildung der Normlichtarten
  • Darstellung der drei wichtigsten Funktionsprinzipien: Normlichtsimulation, Fehlfarbenverstärkung, Tageslichtsimulation
  • Regelbereich digital von 2700 bis 6500 K stufenlos einstellbar
  • Einstellung fester Farbtemperaturen nach DIN 6173 Teil 2 möglich
  • Horizontale Beleuchtungsstärken von 200 bis 15.000 lx, vertikale Beleuchtungsstärken von 275 bis 19.000 lx (bei Einsatz einer Color-Matching-Kabine)
  • Leuchtmittel werden vor der Montage nach speziellen Abläufen eingebrannt und kalibriert, um bestmögliche Ergebnisse zu realisieren

Oligo Lichttechnik GmbH – surface controls, Lenzen, Julia Gottschalk, Tel.+49 38792 98561, julia.gottschalk@surface-controls.de, www.surface-controls.de

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