Achtung Steinschlag

Die Steinschlagprüfung mittels Multischlagprüfung nach DIN EN ISO 20567-1 ist dazu da, um Steinschlagschäden am Fahrzeug zu simulieren. "Sie ist also eine simulative Prüfmethode mit relativ geringem Prüfaufwand. Eine bestimmte Menge und Qualität Beschussmaterial wird unter definiertem Druck in einer definierten Förderzeit auf die Prüffläche beschleunigt", erläutert David Hoffmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter der DFO.

Genormte Einflussgrößen haben Einfluss auf das Ergebnis der Steinschlagprüfung. Foto: Redaktion -

Der Grad der Schädigung der Beschichtung wird mitgenormten Bildern verglichen und einem entsprechendenKennwert zugeordnet. Je nach Anforderung wird dasErgebnis für iO oder niO befunden. Bei dieser scheinbareinfachen Prüfung gibt es allerdings eine Vielzahl anParametern und Eigenschaften der Prüfmaterialien, dieEinfluss auf das Ergebnis hat. Dazu zählen z.B.genormte Einflussgrößen wie Beschussmaterial, Druck undBeschusszeit. Prinzipiell handelt es sich bei dieserPrüfung um den Versuch, einen komplexen kinetischenProzess nachzustellen, der viel Spielraum fürVariationen aufweist. Für eine Vergleichbarkeit derMultischlagprüfung ist eine Vereinheitlichung sinnvollund über die ISO 20567-1 geregelt. Innerhalb der Normwird z.B. auf die ISO 11124-2 verwiesen, die ein genaudefiniertes Hartgussgranulat als Beschussmaterialvorgibt. „In der Praxis trifft man hier aber auf eineVielzahl unterschiedlicher Beschussmaterialien, diealle auf Vorgaben der Spezifikationen der jeweiligenAnwender beruhen. Eine Vergleichbarkeit der Ergebnisseuntereinander ist so nicht möglich, weil sich dieBeschussmaterialien bei der Prüfung u.a. in Form,Anzahl und Größe unterscheiden. Das führt natürlich zuganz unterschiedlichen Beschussbildern“, so Hoffmann.Das gilt auch für den Druck und die Beschusszeit. Hierkann es vorkommen, dass vereinzeltKundenspezifikationen von der Norm abweichen. Reduziertman den Druck, dann verringert sich dieAufprallgeschwindigkeit und es resultiert einabgeschwächtes Beschussbild. Verlängert man z.B. dieBeschusszeit, so erhalten die einzelnenGranulatteilchen mehr Freiraum und prallen z.B.seltener gegeneinander und gegen das Beschussrohr.Dadurch verändert sich die kinetische Energie dereinzelnen Teilchen und das Beschussbild wird wiederumbeeinflusst.

Automatisierte Auswertung empfehlenswert

Eine weitere Einflussgröße ist das Beschleunigungsrohrund deren Abnutzung. Deshalb sollte dasBeschleunigungsrohr regelmäßig nach 1500 Beschüssengedreht werden, damit es gleichmäßig verschleißt undnicht frühzeitig durchschossen wird. Hier ist jeweilseine 120°-Drehung zu empfehlen und entsprechend derAustausch des Rohres nach der zweiten Drehung. Aucheine Kalibrierung gemäß der ISO 20567-1 in sinnvollenZyklen sollte dringend eingehalten werden. Zusätzlichsind regelmäßige Sicht- und Funktionsprüfungen desGeräts empfehlenswert. Darüber hinaus hat der Prüferentscheidenden Einfluss auf das Ergebnis. Er muss amEnde darüber entscheiden, welcher Kennwert demBeschussbild zugeordnet wird. „Hier sind natürlichErfahrung und ein gutes Auge notwendig. Das kann sichaber von Prüfer zu Prüfer unterscheiden und auch gernetagesform­abhängig sein. Das liegt einfach daran, dasses eine sehr subjektive Entscheidung ist und dieBeschussbilder in der Regel auch nicht digitaldokumentiert werden“, erläutert Hoffmann. Abhilfeschaffen kann hier eine automatisierte Auswertungmittels Software. Hierfür gibt es Analysesysteme, diedie Beschussbilder digital, also auch entsprechendobjektiv auswerten und eine digitale Dokumentationvereinfachen. Dabei wird das Beschussbild über eineKamera erfasst und von der Software ausgewertet.

Mit der Videoreihe „Prüfungen auf dem Prüfstand“ habendie Europäische Gesellschaft für Lackiertechnik e.V.(EGL), die Deutsche Forschungsgesellschaft fürOberflächenbehandlung (DFO) und die Redaktion BESSERLACKIEREN gemeinsam eine Qualitätsoffensive in derLackiertechnik gestartet, die kontinuierlichfortgesetzt wird. Mit den Lehrvideos zu verschiedenenPrüfverfahren sollen nicht nur Anwender vonPrüfmethoden und Auszubildende angesprochen werden,auch Mitarbeiter im Qualitätsmanagement und alle, diePrüfungen festlegen bzw. in Spezifikationen aufnehmen,sollen fachliche Impulse erhalten. Denn in der Praxiswerden viele Prüfungen, häufig über Jahrzehnte,schlichtweg falsch durchgeführt. Und es lohnt sich zuhinterfragen, ob alle individuellen Haustests in derForm sinnvoll sind. Als Akteure erhoffen sichProjektkreis und Redaktion, einen wertvollen Beitragzur generellen Aufklärung in der Anwendung sowie derEffektivitätssteigerung von Prüfverfahren und -gerätenzu leisten. Das aktuelle Video zur Steinschlagprüfungfinden Sie hier.

ZumNetzwerken:
DFO e.V., Neuss, David Hoffmann, Tel. +49 213140811-12, hoffmann@dfo-online.de, www.dfo.info

Vincentz Network, Hannover, Redaktion BESSER LACKIEREN,Marko Schmidt, Tel. +49 511 9910-321, marko.schmidt@vincentz.net, www.besserlackieren.de

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