Kleine Mittel – große Wirkung: Lackierzubehör steigert Lackierqualität und Prozesssicherheit

In Lackierzubehör steckt viel Potenzial: Arbeitsschritte im Beschichtungsprozess lassen sich hinsichtlich Zeit und Kosten optimieren und liefern bestmögliche Qualität. Mit individuellen, schnell erhältlichen Maskierelementen z.B. sinkt der Zeitaufwand für die Lackiervorbereitung erheblich.

Die neuen Silikonabdeckungen sparen Zeit und Kosten -

Ebenso wie die Komponenten der Lackieranlage selbst beeinflusst das Lackierzubehör wie Abdeck- und Maskiermittel sowie Aufhängesysteme das Ergebnis der Beschichtung. Hier steckt viel Potenzial, Arbeitsschritte beim Beschichtungsprozess zu optimieren und so bestmögliche Qualität zu liefern. Um zu erfahren, mit welchen Innovationen und Maßnahmen Anwender mit Lackierzubehör ihre Abläufe rationalisieren können, hat besser lackieren! aktuell eine exklusive Umfrage bei Herstellern und Systemlieferanten gestartet. Insbesondere Lohnbeschichter müssen ihre Prozesse an ständig wechselnde Werkstücke anpassen. Um eine Einschätzung gebeten, ob Lohnbeschichter als Trend eher möglichst viele Abdeck-/Maskierprodukte „auf Vorrat“ bereithalten oder möglichst rasch individuelle Produkte beziehen sollten, antworten die Hersteller von Lackierzubehör, es komme in erster Linie auf das jeweilige Werkstückspektrum an. Tobias Dietz von Kaspertechnic hält daher eine Analyse des bestehenden Kundenstamms für notwendig. Bei einer Einteilung in A-, B- und C-Kunden gehe man davon aus, dass bei A-Kunden die Aufgaben und Losgrößen bekannt seien. Bei B-Kunden seien größtenteils bekannte Werkstücke und Losgrößen zu bearbeiten. C-Kunden seien nicht einschätzbare Größenordnungen. Daraus ergebe sich, dass für A-Kunden Abdeckteile auf Lager gelegt werden müssten. Für B-Kunden sei es sinnvoll, Standardteile, die auch für andere Verwendungen genutzt werden können, in kleineren Stückzahlen auf Lager zu legen. Bei C-Kunden sei die Lagerhaltung nicht möglich und sinnvoll, hier empfehle sich die Zusammenarbeit mit einem leistungsfähigen Systemlieferanten um trotzdem schnell reagieren zu können.

Flexible Lösungen nötig

Daniel Tiemann von der Hang + Mask, Jürgen Emptmeyer GmbH, sagt, es lohne sich für den Anwender im Sinne einer Gewinn bringenden Kosten-Nutzen-Rechnung, über einen Gesamtauftrag zu verhandeln, bei dem der Jahresbedarf sofort geliefert oder die Bestellung für den Anwender bis zum jeweiligen Teilabruf beim Hersteller eingelagert wird, sofern es sich um wiederkehrende Lackierteile in kleinen Tranchen handelt, die schnell und flexibel beschichtet werden müssen. Je individueller die Anforderung beziehungsweise das benötigte Produkt jedoch sei, desto mehr empfehle sich für den Lieferanten eine generell sehr hohe Produktbevorratung in Menge und Vielfalt. Emptmeyer habe daher aktuell beispielsweise über 73 Millionen Lackierhaken am Lager. Durch eigene Fertigungsmaschinen könne das Unternehmen dem Anwender darüber hinaus auch kurzfristig bei Sonderlösungen in den Bereichen Abdecken und Aufhängen helfen. Auch Detlev Dohmeyer von der HangOn GmbH betont, dass Lohnbeschichter ein hohes Maß an Flexibilität brauchen. Daher ließen sich die Hängesysteme und Aufhängeprodukte des Unternehmens ohne Verlust an Qualität und Durchsatz sehr schnell an die verschiedensten Beschichtungsaufgaben anpassen. Die Lohnbeschichter profitierten von einer sehr hohen und langen Verfügbarkeit der Gestelle, da bei den Konstruktionen sehr auf geschützte Erdungskontakte geachtet werde. Lohnbeschichter könnten erfahrungsgemäß etwa 70% ihrer Aufträge mit Standardsystemen erledigen und bräuchten nur zu einem geringen Teil Sonderlösungen für spezielle Werkstücke. Diese Standardprodukte zum Abdecken, Maskieren und Aufhängen seien auf Grund der großen Lagerkapazitäten im Stammhaus in Schweden und beim Schwesterunternehmen in den Niederlanden sofort

Individuell angepasste Aufhängesysteme – hier auf der Traverse für Displays – ermöglichen flexible Prozessabläufe.

Individuell angepasste Aufhängesysteme – hier auf der Traverse für Displays – ermöglichen flexible Prozessabläufe.

Anwender können mit individuell auf ihr Beschichtungsspektrum zugeschnittenen Werkstückaufhängungen die Behängungsdichte und damit die Effizienz erheblich steigern. Quelle (zwei Fotos): HangOn

Anwender können mit individuell auf ihr Beschichtungsspektrum zugeschnittenen Werkstückaufhängungen die Behängungsdichte und damit die Effizienz erheblich steigern. Quelle (zwei Fotos): HangOn

lieferbar. Eine übermäßige Bevorratung des Kunden würde für ihn Kapitalbindung und eigenen Aufwand an Lagerhaltung bedeuten. Befragt, welche Vorteile Lackierer haben, wenn sie bereits im Vorfeld die Abdeck-/Maskierarbeiten in die Planung mit einbeziehen, antwortet Daniel Tiemann von Emptmeyer mit einem Beispiel: „Angenommen, ein Lohnbeschichter unterbreitet einem Hersteller ein Angebot für die Beschichtung von Komponenten. Die Anforderung des Herstellers ist, dass bestimmte Bereiche des Lackierteils, wie Konturen oder Erdungsstellen, lackfrei bleiben sollen. Der bei der Lackierung eines Probemusters entstehende Aufwand für die Maskierarbeiten für die Serie wird hierbei erfahrungsgemäß häufig unterschätzt. Das hat zur Folge, dass vom Lackierer angedachte Lösungen, beispielsweise aufgrund von Materialunverträglichkeiten, nicht oder nur mit einem hohen Zeit- und Kostenaufwand umgesetzt werden können. Mögliche Alternativen sind dann vielfach entsprechend aufwändig. Oft ist bereits durch ein kurzes Telefonat mit einem unserer Konstrukteure die grundsätzliche Machbarkeit geklärt, und der Lohnbeschichter kann den Aufwand für die Abdeck-/Maskier-/Aufhängearbeiten in seinem Angebot angemessen bepreisen. Sollte es zum Auftrag kommen, sind wir zudem bereits im Thema und können demnach auch schneller agieren“.

Abläufe hinterfragen

Detlev Dohmeyer von HangOn sagt, viele beschäftigten sich mit neuen Anlagentechniken, Rohstoffen für Chemikalien und Pulverlacken. Zudem hätte auf jeder Veranstaltung der letzten Jahre das Thema „Energieeffizienz“ ganz oben auf der Agenda gestanden. Das Bewusstsein, dass eine gestartete Beschichtungsanlage sofort und unmittelbar Betriebskosten verursache, habe sich allerdings noch nicht bei allen eingestellt. So verbrauchten die Anlagen Energie – ohne dass Produkte im Wertschöpfungsbereich Pulverkabine ihren Farbauftrag erhalten. Der Grund liege darin, dass die Mitarbeiter bei laufender Anlage damit beschäftigt seien, die Waren für den nächsten Beschichtungsauftrag zusammenzusuchen, Waren zu maskieren, abzudecken, aufzuhängen, abzunehmen oder Paletten hin- und herzufahren. Daher achte man bei HangOn bei Anlagenbesichtigungen auch auf die Warenlogistik. Wie werden die Waren den Anlagen zu- und abgeführt? Welche Arbeiten, wie zum Beispiel Maskieren und Vorhängen, können bereits andere Betriebsteile übernehmen? Warum ist der innerbetriebliche Warentransport nur mit Schäferkisten und Paletten organisiert? Durch neue Konzepte der Arbeitsablauforganisation und Warenlogistik ließen sich die Durchsatzleistung und Kapazität einer Anlage erhöhen, und somit auch der Energieeinsatz pro beschichtetem Bauteil wesentlich verringern. Auch Tobias Dietz von Kaspertechnic sieht darin ganz klar die Möglichkeit Kosten einzusparen. Integrierte Kontaktbereiche mit unsichtbaren Kontaktpunkten sparten Nacharbeit. Abdeckteile könnten miteinander verbunden werden um Verluste zu verhindern. Teile könnten so gestaltet werden, dass ein Doppelnutzen entsteht, z.B. könnten mehrere Gewindegrößen mit demselben Teil abgedeckt werden, wobei ein besseres Handling erzielt und Lagerkosten gespart werden könnten. Aus Sicht des Unternehmens Kaspertechnic bestehe hier ein großes Einsparpotenzial. Zusätzlich könne die Abdeckung gleich mit in die Kalkulation einfließen. Auf die Frage nach aktuellen Produktneuerungen führt Detlev Dohmeyer von HangOn SmartProducts wie das standardisierte Aufhängesystem „Bügelsystem leicht“ mit einem großen Lagerprogramm an auswechselbaren Einsteckern aus Draht, Federdraht und Blechstanzteilen für Kleinteile auf, die bei vielen Pulveranlagenbetreibern enorme wirtschaftliche Vorteile erzielt haben: mehr Durchsatz, Flexibilität, Verfügbarkeit und geringere Kosten für Entlackung und Lagerhaltung. Das Unternehmen hat auch das Lager- und Standardprogramm für das „Bügelsystem schwer“ erweitert und fertigt auf diese Systeme aufgesetzte Sonderlösungen zum Hängen und Hängen/Maskieren. Ganz aktuell sei diese Produktreihe für den Einsatz bei Tauchlackierungen weiterentwickelt worden. Weiterhin stelle das Unternehmen auf der PaintExpo 2012 die neue Generation Abdeckschläuche, Prüf-/Testbleche und Abdeckkappen für KTL vor. Neu installierte Fertigungsverfahren ermöglichen zudem das Anbieten von neuen Kleinteilhängetraversen sowie Haken bis Ø16 mm Drahtstärke. Bei Kaspertechnic arbeite man derzeit an einer Verbesserung der Kantenflexibilität der Abdeckprodukte, mit der Absicht, die Dichtfähigkeit im Hinblick auf wässrige Medien (KTL, Galvanik, Vorbehandlungen) zu erhöhen, so Tobias Dietz. Darüber hinaus wolle man demnächst ein Gerät auf den Markt bringen, mit dem Beschichter Abdecketiketten positionsgenau an Stellen anbringen können, bei denen keine Bezugskante oder Markierung vorhanden ist, die eine Ausrichtung des Etiketts möglich macht. Emptmeyer bietet in diesem Jahr eine unternehmenseigene Neuentwicklung zum Maskieren von D-Sub- und STL-Verbindungen an, sagt Daniel Tiemann. Ein aufwändiges Abkleben der in der Elektronikbranche vielfach verwendeten Platinenstecker in Vorbereitung eines Beschichtungsvorgangs entfalle damit. Zudem würden Zeit und Kosten gespart. Weiterhin arbeite man derzeit an einem neuen „Produkt zum Produkt“, dem Online-Shop, den man auf der PaintExpo vorstellen wolle, und der das Bestellen erleichtere und rund um die Uhr ermögliche.

KONKRETE TIPPS FÜR BESCHICHTER

Praxistipp von Daniel Tiemann, Emptmeyer : 

Daniel Tiemann

Daniel Tiemann

  • Beschichter sollten stets offen für neue Produkte und Ideen sein
  • Selbstklebende Abdeckelemente mit Fixierhilfen, Einschneidungen zur Durchführung von Lackierhaken oder Anfassern einsetzen. Das erleichtert sowohl das exakte Aufbringen des Etiketts als auch das einfache Abziehen nach dem Beschichtungsvorgang
  • Wenn erforderlich, passgenaue Silikonmaskierungen einsetzen, die individuell konstruiert werden. So können Beschichter die Qualität sichern und Kosten sparen. 

Praxistipp von Tobias Dietz, Kaspertechnic:

Tobias Dietz

Tobias Dietz

  • Beschichter sollten vermeiden, viele Lackierprobleme schnell mit eigenen Mitteln lösen zu wollen. Dieses Vorgehen ist zwar verständlich, aber nicht immer sinnvoll oder kostengünstig
  • Gespräche mit Abdeckspezialisten sind immer sinnvoll. Da sich Systemlieferanten für Abdeckprodukte ständig mit den unterschiedlichsten Problemstellungen beschäftigen, stehen Lösungen zur Verfügung, die dem Beschichter Ärger, Zeit und Nacharbeit sparen könnten

Praxistipp von Detlev Dohmeyer, HangOn:

  • Es ist entscheidend, eine individuelle Lösung zu finden und anzubieten, mit der der Beschichter seine Aufträge wirtschaftlich und effizient abarbeiten kann. Jede Anlage hat unterschiedlichste Beschichtungsgüter, Produktlosgrößen, Abläufe, Prozesse, Qualitätsansprüche und Mitarbeiterpotenziale
  • Erforderlich ist ein persönliches Kennenlernen und ein offener, vertrauensvoller Umgang

Hang + Mask, Jürgen Emptmeyer GmbH, Bad Essen, Daniel Tiemann, Tel. +49 5472 95500-31, tiemann@emptmeyer.de, www.emptmeyer.de;

HangOn GmbH, Walsrode, Detlev Dohmeyer, Tel: +49 5161 4811-055, dd@hangon.com, www.hangon.com;

Kaspertechnic GmbH, Güglingen, Tobias Dietz, Tel. +497135 93683-140, kt.technik@kaspertechnic.de, www.abdecksysteme.de

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