Lackieren 4.0

Industrie 4.0 steht für die Vernetzung von Maschinen, Anlagen und Produkten. Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr Systems AG zeigte beim diesjährigen Open House, wie die Umsetzung in der industriellen Lackiertechnik aussehen kann.

Das digitale Portfolio beinhaltet Bedienung
Das digitale Portfolio beinhaltet Bedienung -

„Bislang kaufen Kunden oft Einzelanlagen“, erklärt Bernd Kremer, Senior Manager Sales MES & IIoT. „Mit unseren Softwaresystemen können sie bereits heute den kompletten Produktionsprozess zuverlässig bedienen, steuern und analysieren. Eingeschlossen in das Lösungsportfolio ist auch der Support nach Abschluss der Inbetriebnahme.“ Dürr hat 2018 die Digital Factory gegründet und basierend auf der MES Software des Tochterunternehmens iTAC Software AG sowie der modular aufgebauten und flexibel einsetzbaren IIoT-Plattform „ADAMOS“ das digitale Portfolio „DXQ Digital Intelligence“ geschnürt. Es beinhaltet unterschiedliche Produkte, die industrielle Lackierbetriebe separat und im Verbund einsetzen können.

Anlagen bedienen

„DXQequipment.maintenance“ sammelt alle Daten aus dem Lackierprozess und unterstützt damit Planung und Durchführung von Wartungsarbeiten.

„DXQequipment.maintenance“ sammelt alle Daten aus dem Lackierprozess und unterstützt damit Planung und Durchführung von Wartungsarbeiten.

Unter dem Oberbegriff „DXQoperate“ fasst der Maschinen- und Anlagenbauer die Systeme zusammen, die industriellen Lackierern eine schnelle Orientierung über den Status der unterschiedlichen Anlagenteile bieten. Dazu zählt das Produkt „DXQequipment.operation“, das dazu dient, die Maschinen zu bedienen und beobachten. Für die Off- und Online-Programmierung von Applikationsrobotern gibt es „DXQ3D.onsite“, das zugleich für realistische Simulationen und die Parametrierung genutzt werden kann und dazu beiträgt, die Risiken bei Programm- und Parameteränderungen im Vorfeld zu erkennen und zu minimieren. Anwender können 3D-Modelle in unterschiedlichen CAD-Formaten einspielen und sich – mit einem Zusatzmodul – die gespeicherten Ergebnisdaten grafisch aufbereiten lassen. Das Produkt „DXQequipment.maintenance“ widmet sich der Anlagenverfügbarkeit und der vorbeugenden Instandhaltung. Anwender erhalten damit Unterstützung bei der Planung und Durchführung von Wartungsarbeiten für die gesamte Lackiererei. Dazu sammelt die Software alle Daten aus dem Lackierprozess und ermittelt, wo – z.B. bei nicht durchgeführten Wartungsarbeiten – Qualitätsmängel entstehen können.

Daten analysieren

Mit „DXQanalyze“ subsumiert Dürr alle Produkte, die die erfassten Daten analysieren. „DXQequipment.analytics“ können Lackierbetriebe dazu nutzen, Fehler im Prozess zu suchen, die Prozesse zu optimieren und ihre Qualität auch in Echtzeit mittels Streaming Analytics zu kontrollieren. Weiterhin ist es damit beispielsweise möglich, sich einen schnellen Überblick über die Produktionsparameter bei der Vorbehandlung, bei der Lackierung und über den Trockner zu verschaffen.

Fehlerquellen ausschalten

  Warum das wichtig wird
Beim Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) geht es um die menschliche Interaktion mit Geräten. Ein Beispiel dafür ist die Sprachassistentin Alexa, über die sich u.a. Steckdosen, Heizungen und Klimaanlagen steuern lassen. Beim Industriellen Internet der Dinge (Industrial Internet of Things, IIoT) geht es darum, Produktionsprozesse zu bedienen, zu überwachen, zu analysieren und – auch unter Einsatz Künstlicher Intelligenz – zu optimieren. Nach einer Studie des IT-Beratungsunternehmens Crisp Research wollen deutsche Unternehmen ihren Automatisierungsgrad von 36% im Jahr 2018 auf 58% im Jahr 2020 steigern. IIoT wird daher ein zunehmend wichtigeres Kriterium für die Wettbewerbsfähigkeit – auch für industrielle Lackierbetriebe.

Doch allen Präventions- und Kontrollmaßnahmen zum Trotz werden sich bei einem so komplexen Prozess wie dem Lackieren einer Automobilkarosserie immer wieder Fehler einschleichen, die dann erst bei der Qualitätskontrolle sichtbar werden. Hier bietet Dürr „DXQplant.analytics“ an. Das Tool erkennt Fehlerschwerpunkte und Ursachen von Lackiermängeln und kann diese – basierend auf den erfassten Anlagen- und Karosseriedaten – zielgerichtet auswerten. Die Applikation verwendet Künstliche Intelligenz, um systematisch auftretende Qualitätsabweichungen zu erkennen, die Ursachen im Lackierprozess aufzudecken und Optimierungsvorschläge abzuleiten. „Gerade bei Umstellungen im Produktionsprozess wird dieses Instrument ein wichtiges Hilfsmittel darstellen, weil es schnell Rückschlüsse darauf gibt, an welchen Stellen andere Einstellungen notwendig sind“, berichtet Bernd Kremer. Den Karosseriebau, die Lackiererei und die Endmontage bei Automotive-Kunden hat der Bereich „DXQcontrol“ im Visier. Unter diesem Namen fasst die Dürr die Applikationen zusammen, mit denen es möglich ist, u.a. die fahrerlosen Transportfahrzeuge, den Materialfluss in der Logistik sowie die Kapazitätsplanung der Produktionsressourcen zu steuern.

Kundenservice

Als vierte Säule bietet Dürr „DXQsupport“, als eine Unterstützung per Hotline, per Remote Access oder vor Ort an, um die Verfügbarkeit der Anlagen sicherzustellen. Bei dieser umfangreichen Erfassung und Analyse von Produktionsdaten stellt sich die Frage nach dem Datenschutz und danach, wem die Daten gehören. „Die Daten bleiben üblicherweise im System des Kunden. Er hat die Hoheit und gewährt uns den Zugriff“, so stellt Kremer klar.

Über weitere Innovationen, die Dürr beim 11. Open House vorstellte, berichten wir in den kommenden Ausgaben von BESSER LACKIEREN.

Zum Netzwerken:
Dürr Systems AG, Bietigheim-Bissingen, Bernd Kremer, Tel. +49 7142 78-1832, bernd.kremer@durr.com, www.durr.com

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