Internationale Normung

Ende Mai fand in Shanghai das internationale Treffen der Fachexperten zur Lackierungsnormung statt. 110 Experten aus den verschiedensten Ländern, darunter Deutschland, Japan, China und USA, berieten über Neuerungen und Aktualisierungen internationaler Standards aus der Beschichtung.

Die Standardisierung analytischer Testmethoden stand auf dem internationalen Fachtreffen ebenso im Fokus der Diskussionen wie die Beschichtungen von Windkraftanlagen. Foto: Redaktion
Die Standardisierung analytischer Testmethoden stand im Fokus. Foto: Redaktion -

Bearbeitet wurde dabei u.a. die ISO/TC 35/SC 9/WG 32 „Coating systems for wind-turbine rotor blades“ zur Normierung von Windkraftwerksbeschichtungen. Hier wurde im ersten Teil die Anforderung an den Maximalglanz der Flügel verändert. Zukünftig ist es geplant, der Norm einen weiteren Teil zuzuführen. Dieser soll sich mit der Bestimmung und Bewertung der Eisanhaftung an den Rotoren beschäftigen. Zu diesem Zweck werden ab Sommer 2019 Testzyklen durchgeführt. Weiterhin wurde Teil 4 der Norm mit einer passenderen Benennung versehen, die ihren genauen Inhalt wiederspiegelt. Der Normteil gibt nun die „Bestimmung des Einflusses von Regenerosion auf die Eisbildung auf Rotorbeschichtungen“ an.

Norm Inhalt Status
ISO/WD 15184 Bestimmung der Filmhärte mit dem Bleistifttest Besprochen
ISO/WD 16474-3 Methoden zur Belastung mit Laborlichtquellen, ­Fluoreszenz UV Lampen Besprochen
ISO/WD 20566 Bestimmung der Kratzbeständigkeit von ­Beschichtungen mit einer Labor-Autowaschanlage Besprochen

ISO 28199-1

ISO 28199-2

ISO 28199-3

Bestimmung der Eigenschaften von Beschichtungssystemen mit Bezug auf den Applikationsprozess Besprochen

ISO 16474-1

ISO 16474-2

ISO 16474-4

Methoden zur Belastung mit Laborlichtquellen Bestätigt
ISO/TS 19397 Bestimmung der Beschichtungsfilmdicke mit ­Ultraschall Bestätigt
ISO/CD 16926 Natürliche Bewitterung von Beschichtungen – ­Bestimmung der Korrosionsschutzperformance Projektüberarbeitung
ISO 20567-4 Bestimmung des Steinschlagwiderstands,
mobiler Pralltest mit kleiner Fläche
Neue Methode vorgeschlagen
ISO 16925 Widerstand von Beschichtungen zu ­Druckwasserstrahlen Vorschläge für Überarbeitung

Dr. Florian Feil von der Atlas MTT GmbH Deutschland legte einen ersten Entwurf für die Standardisierung der UV-Schutzeigenschaften der Beschichtungssysteme für Rotorblätter vor. Dieser Entwurf wurde diskutiert und soll voraussichtlich im Oktober 2019 internationale Gültigkeiterlangen.

Bewertungsverfahren

Ein weiteres Thema der internationalen Diskussionen waren Elektrochemische Methoden zur Bewertung von Beschichtungen und Beschichtungsmaterialien. Im Fokus stand hier unter anderem die Elektrochemische Impedanzspektroskopie (EIS). Hier sind relevante Testreihen bereits geplant. Besprochen wurden weiterhin die Eigenschaften vor und während der Applikation und der Trocknung. Kernthemen waren hier die Feinheit des Mahlgutes (ISO/CD 1524), die Bestimmung nicht-flüchtiger Anteile und der Trockenfilmdichte nach dem Archime­desprinzip (ISO/DIS 3233-1), die Probenahme nach ISO/CD 15528 sowie die Elektrotauchlackierung nach ISO/DIS 22553 Teil 1-12 sowie gaschromatographische Methoden (ISO/DIS 23322) und die Rheologie (ISO 3219). Ein weiterer Punkt auf der Agenda war die Bewertung der Eigenschaften nach der Aufbringung der Beschichtung. Besprochen wurden hier beispielsweise der Gitterschnitttest, ISO 2409, und die Bestimmung des Glanzgrads, ISO 2813. Das letztgenannte Projekt wurde ohne Überarbeitung beendet.

Natürliche Bewitterung

Warum das wichtig wird
Normen standardisieren Abläufe, Prüfverfahren, Zusammensetzungen und vieles mehr. Durch die Standardisierung werden Prozesse und Produkte verlässlich. Die Einhaltung einer Norm steht folglich als Qualtiätsmerkmal für Zwischen- und Endprodukte dem Anwender und dem Kunden zur Verfügung. Dies zählt gerade in der stetig globaler werdenden Welt immer mehr. Entfernungen hingegen spielen weniger eine Rolle – Qualität allerdings sehr wohl. Die Gütesiegel der Standardisierung können dabei Wettbewerbsvorteile schaffen. Wichtig ist es hier deshalb, sich nicht nur an nationalen, sondern auch an internationalen Normen zu orientieren. So erleichtert man auch internationalen Kunden, qualitativ hochwertige Produkte zu identifizieren.

Eine Bearbeitungsstufe hat hingegen die ISO/DIS 2810 zur natürlichen Bewitterung von Beschichtungen genommen. Nach einer Aktualisierung soll das Projekt finalisiert werden. Weiterhin im Fokus der Experten stand die ISO/CD 6504-3 zur Bestimmung der Deckkraft auf Mauerwerk und Beton. Hier wurden die Fragestellungen zu einem Großteil geklärt, letzte Punkte sollen in weiteren Testreihen überprüft werden. Eine Veröffentlichung ist im Juni 2019 geplant. Weitere internationale Normen die in Shanghai besprochen, bestätigt oder als neue Projekte begonnen wurden, sind in der Tabelle aufgeführt.

Auf dem Expertentreffen in Shanghai wurde zudem die Beantragung eines neuen Europäischen Subkommitees beschlossen. Dieses soll die Standardisierung analytischer Testmethoden für Farben, Lackierungen und Rohmaterialien vorantreiben, wie DIN aktuell mitteilt. In dem neuen Gremium werden chemische Analysen zur Prüfung der genannten Materialien gebündelt entwickelt und bewertet. Themen des Subkommitees sind unter anderem die Bestimmung flüchtiger und semi-flüchtiger Substanzen (VOC), die Bewertung von Konservierungsstoffen sowie chromatographische Methoden.

Zum Netzwerken:
DIN – Normenausschuss Beschichtungsstoffe und Beschichtungen (NAB), Berlin,
Bernd Reinmüller, Tel. +49 302601-2447, bernd.reinmueller@din.de;
Stephan Wellendorf, Tel. +49 30 2601-2372, stephan.wellendorf@din.de, www.din.de

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