Weiterbildung schwächelt

Das IHK-Zentrum für Weiterbildung (ZfW) der Region Heilbronn-Franken bietet für Beschichter den Meisterkurs "Geprüfter Industriemeister Lack" in berufsbegleitender Form an. Während bislang die Besetzung der Kursplätze kein Problem war, ist in diesem Jahr die bisherige Teilnehmerzahl noch ausbaufähig. Dies ist insbesondere in Hinblick auf den realen Fachkräftemangel in der Oberflächentechnik verwunderlich. Und es trifft nicht nur die höhere Ausbildung zum Meister, auch das Albrecht-Dürer-Berufskolleg in Düsseldorf stellt aufgrund mangelnder Nachfrage die Ausbildung zum Verfahrensmechaniker/-in für Beschichtungstechnik ein. Hier lesen Sie mehr zu diesem Thema. Aber warum sinken die Auszubildendenzahlen? Im Interview erläutert Gerald Fichtner, der Geschäftsführer des IHK Zentrums für Weiterbildung die Hintergründe.

Gerald Fichtner -

Herr Fichtner, an wen richtet sich die angebotene Weiterbildung?

Sie richtet sich an alle Interessierten aus dem Lackbereich, die entweder eine Ausbildung abgeschlossen und anschließend mindestens drei Jahre im Betrieb gearbeitet haben, oder die ohne abgeschlossene Ausbildung mindestens acht Jahre Berufserfahrung vorzuweisen haben. Die Kurse finden über zweieinhalb Jahre berufsbegleitend am Wochenende statt.

Wer nutzt ihr Angebot normalerweise?

Wir haben ein sehr weites Einzugsgebiet. Hauptsächlich kommen die Kursteilnehmer aus allen Teilen Baden-Württembergs, aus Bayern, dem Saarland und Thüringen. Das liegt einfach daran, dass es deutschlandweit nur wenige Angebote gibt. Außer hier in Heilbronn werden derartige Kurse nur in Bremen, Lichtenfels und Passau angeboten. Daraus ergibt sich allerdings schon das erste Problem für Interessenten: Aufgrund des weiten Einzugsgebietes können wir die Kurse nicht abends anbieten, das ist schlicht durch die weite Anreise für viele nicht möglich. Somit folgt ein relativ langer Weiterbildungszeitraum – Teilnehmer benötigen folglich einen langen Atem.

Was sind für Sie weitere Gründe für den momentan niedrigen Bedarf der Weiterbildung?

Unsere Schüler kommen vor allem aus dem Automotivebereich, von Lackherstellern und von Pulverbeschichtern. Einerseits könnte man sich vorstellen, dass es langsam eine Marktsättigung gibt. Wir bieten den Kurs sei 1995 an, allerdings bilden wir nur ca. 25 Meister pro Jahr aus – eine vergleichsweise eher geringe Zahl. Natürlich ist der Kurs mit Kosten verbunden. Hier gibt es aber die Möglichkeit über ein Aufstiegsbafög Förderung zu beantragen. Ein Großteil der Kosten kann so übernommen werden, bis zu 60% sind förderbar. Das größte Problem sehe ich im momentanen Run auf das Studium. Seit 2009 hat sich das Verhältnis Auszubildende / Studierende zu letzteren hin verschoben. Somit gibt es bereits grundlegend weniger Potential für eventuelle Meister. Bachelor sieht man übrigens hier so gut wie nie, höchstens in hochspezialisierten, eher wirtschaftsorientierten Ausbildungszweigen. Auch die gute Konjunktur ist ein möglicher Grund für das geringere Interesse. Aktuell können Sie ohne den Druck sich weiterbilden zu müssen, gut verdienen und Karriere machen. Hinzu kommt, dass die Auftragsbücher der Unternehmen voll sind und die Menschen schlicht und ergreifend nicht mehr die Zeit haben, zu den Überstunden und Sonderschichten eine umfassende berufsbegleitende Weiterbildung durchführen zu können. Das Problem ist, das qualifizierte Fachkräfte auch in Zukunft benötigt werden. Wenn dieser Trend anhält, wird es aber immer schwieriger werden qualifizierte Aus- und Weiterbildungen wirtschaftlich zu halten.

Wie können Sie dem momentanen Trend entgegensteuern?

Wir haben im ersten Schritt den Kurs auf zwei Tage pro Woche gestreckt. So wird die Anreise etwas entspannter. Zudem kann man Kursinhalte mehr bündeln und hat zwischenzeitlich auch kursfreie Zeiträume. Gerade in arbeitsintensiven Phasen hoffen wir so den Interessenten entgegenzukommen.

Zum Netzwerken:

IHK-Zentrum für Weiterbildung GmbH, Heilbronn, Gerald Fichtner, Tel. +49 7131 9677-950, gerald.fichtner@heilbronn.ihk.de, www.ihk-weiterbildung.de

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