Vorteil: Ultra High Solid

Bei der Beschichtung von Schienenfahrzeugen werden aus Nachhaltigkeitsgründen derzeit en gros Wasserlacke eingesetzt. Einen anderen, ebenso umweltgerechten Ansatz bieten Ultra High Solid Systeme mit Feststoffgehalten von bis zu 90%. Welche Vorteile der Einsatz dieser Systeme bietet, beschreibt der Geschäftsführer von Rembrandtin, Dietmar Jost, im Interview. Zudem gibt er einen Ausblick auf spannende Innovationen und verrät, welchen Weg der Lackhersteller in Zukunft einschlagen wird.

Dietmar Jost ist seit 2013 Geschäftsführer bei Rembrandtin. Foto: Rembrandtin -

Herr Jost, welche Vorteile bieten Ultra High Solid Lacke für Beschichter?

Der Restlösemittelanteil von Ultra High Solid Lacken ist so gering, dass der auf den beschichteten Quadratmeter bezogene Lösemittelausstoß mit dem von Wasserlacken mithalten kann bzw. sogar weniger VOCs zu erwarten sind. Im Vergleich zu Wasserlacken sind die Ultra High Solid Beschichtungen zudem schneller und einfacher applizierbar. Außerdem bieten sie deutliche Energievorteile bei der Trocknung. Bei Wasser­lacken werden in der Regel in der Lackierung von Passagierwaggons Temperaturen zwischen 40 °C und 50 °C angewendet; bei einigen Ultra High Solid Lacken geht das mit deutlich niedrigeren Temperaturen.

In welchen Bereichen sehen Sie den Einsatz der Systeme vor allem verortet?

Momentan kommen Ultra High Solid Lacke bereits im Bereich ACE, also für Land-, Bau- und Erdbewegungsmaschinen zum Einsatz. Sie sind besonders gut für die Beschichtung von großen Flächen geeignet. Wir sind der Meinung, dass die Ultra High Solid Lacke in den nächsten Jahren insgesamt die höchsten Zuwächse im Segment der Industrielacke in Europa erhalten. Auch im Schienenfahrzeugsegment ist der Einsatz sinnvoll. Wir wollen das Dogma hinterfragen, dass nur Wasser­lacke zur Bahnbeschichtung in Frage kommen. Den Einsatz im Schienenfahrzeugbereich sehe ich vor allem für Passagierkabinen. Im Güterbereich gibt es für den Bereich Ultra High Solid Lacke im Hause Rembrandtin bereits langjährige erfolgreiche Referenzen. Dabei handelt es sich jedoch um Epoxid-Einschichtlack-Systeme.

Welche Ultra High Solid Systeme bietet Rembrandtin?

Wir haben unter anderem Polyaspartic Ultra High Solid Lacke mit Feststoffgehalten um die 90% im Portfolio. Diese Beschichtung kann gut als Decklack oder Klarlack eingesetzt werden. Momentan haben wir auch ein Einschicht-Polyurethanlacksystem im Pilotstatus, das einen Feststoffgehalt von 85% Volumensfestkörper in verarbeitungsfähigem Zustand aufweist. Zusätzlich bietet Rembrandtin Ultra High Solid Epoxidsysteme als Grundierung, Decklack oder Einschichtlacksystem an.

Gibt es auch in anderen Segmenten der Industriebeschichtung Neuerungen?

Da gibt es einiges! Seit 2017 sind wir Teil der international tätigen Kansai-Gruppe. Daraus ergibt sich eine inte­ressante Erweiterung unseres Angebotsportfolios. Wir haben jetzt die KTL-Systeme von Kansai auch auf europäischer Ebene eingeführt. Diese sollen in Zukunft beispielsweise in einer neuen KTL-Bahnbeschichtungsanlage in der Slowakei zum Einsatz kommen. Die Portfolioerweiterung bietet uns auch den Vorteil, dass wir Beschichtungen aus allen Bereichen anbieten können. Von Nasslacken zu Pulverlacken über Deck- und Klarlacke bis hin zu Speziallacken und KTL können wir alles im System abgestimmt liefern.

Bauen die Systeme dann aufeinander auf?

Wir sind momentan intensiv damit beschäftigt, als Vollsortimentanbieter für große Kunden komplett aufeinander abgestimmte Lösungen zu erarbeiten. Diese stimmen dann z.B. hinsichtlich der Appearance, Witterungsbeständigkeit, Glanzhaltung und Metamerie perfekt überein. Und wir können alles durch unseren Eigentümer Kansai dann auch global anbieten.

In welchem Lackbereich sehen Sie Wachstumspotenzial?

Eines unserer „Hot Topics“ sind zur Zeit absolut Mikrokorrosionsbeschichtungen bzw. Zinklamellenbeschichtungen. Diese werden in der industriellen Beschichtung immer mehr eingesetzt. Hier geht es darum, mit extrem dünnen Schichten einen hohen, verlässlichen Korrosionsschutz zu bieten. Einsatzbereiche sind beispielsweise die Beschichtung von Windkraftanlagen, oder die Lackierung von Trailern zur Gewichtseinsparung.

Wie wird sich Rembrandtin in den nächsten Jahren auf dem Markt positionieren?

Wir sind und waren schon immer ein mittelständisch geprägtes Unternehmen. Das wollen wir in Zukunft beibehalten. Auch wenn wir unser Portfolio durch Kansai verbreitern – das Ziel ist absoluter Fokus in unseren Kernsegmenten und hier mit Innovation zu punkten . Wir möchten in unseren Kernkompetenzen tiefer gehen. Dabei möchten wir unsere Flexibilität erhalten, denn das ist eine unserer herausragenden Qualitäten.

Zum Netzwerken:
Rembrandtin Lack GmbH Nfg. KG, A-Wien, Dietmar Jost, Tel. +43 664 2305057, dietmar.jost@rembrandtin.com, www.rembrandtin.com

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