Praxis begeistert!
Die drei haben an der Walter-Gropius-Schule in Hildesheim die zweijährige Weiterbildung zum staatlich geprüften Farb- und Lacktechniker mit dem Schwerpunkt industrielle Beschichtungstechnik absolviert. Bestandteil ihrer Qualifikation ist eine Projektarbeit. „Wir entschieden uns für die Akquisition von Auszubildenden. Sinkende Bewerberzahlen erschweren jedoch die Auswahl geeigneter Kandidaten“, berichtet Bretag. „Vor diesem Hintergrund geht es darum, neue Strategien für Bewerber zu entwickeln“, ergänzt Schöneberg. Im Rahmen der Projektarbeit suchten die drei nach Möglichkeiten, wie sie das Berufsbild bekannter machen können. „Wir waren sicher, dass man Jugendlichen einen Beruf durch praxisnahe Tätigkeiten näherbringen kann“, erklärt Störmer. „Uns drei verbindet eine große Begeisterung für den Beruf und die wollen wir weitergeben.“ Die Walter-Gropius-Schule veranstaltet alljährlich den Berufsinformationstag, um Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Schulformen Einblicke in diverse Berufe zu bieten. Dieses Umfeld wollte die Projektgruppe „Azubi-Akquise“ dazu nutzen, ihren Beruf vorzustellen.
Anziehen der Schutzkleidung |
Selber aktiv lackieren |
Folgenden Ablauf planten Joel Schöneberg, Dennis Bretag und Lennart Störmer: theoretische Vermittlung von Maßnahmen zum Arbeitsschutz beim Umgang mit Lacken und Chemikalien, Schleifen und Spachteln von Werkstücken sowie im Schultechnikum die Applikation von vorgefertigten Motiven (Schablonen aus Plexiglas). Da sich kurzfristig mehr Klassen angemeldet hatten als ursprünglich geplant war, stellte die logistische Abwicklung die größte Herausforderung dar. Aus diesem Grund ergänzte das Projektteam den theoretischen Teil um einen Kurzfilm über den Beruf des Fahrzeuglackierers, um Design-Platten, die die drei während und nach ihrer Ausbildung gestaltet hatten, sowie um einen Präsentationstisch mit Werkzeugen und Anschauungsmaterialien zu Lackaufbauten. Am Berufsinformationstag schauten sich eintreffende Klassen nach der Begrüßung erst den Lehrfilm an und besichtigten anschließend den Präsentationstisch. Das Projektteam stand bei Fragen zur Verfügung und lud zu praktischen Übungen ein. Das Fazit der Projektgruppe war durchgehend positiv: „Rund ein Dutzend Klassen fand den Weg zum Technikum. Viele Schüler fühlten sich angesprochen und waren überrascht von dem Aufgebot an interessanten und kreativen Dingen. Wir merkten, dass wir durch unsere Jugendsprache und den geringen Altersunterschied schnell auf offene Ohren stießen und unsere Probanden mit uns über Vor- und Nachteile des Berufes reden konnten. Interessant war auch zu sehen, wie sich gerade bei Schülern aus Sprachförderklassen ‚ein Leuchten in den Augen‘ zeigte als sie erfuhren, dass sie bei uns auch selbst etwas ausprobieren durften. Deutlich mehr Schüler als erhofft ließen sich Kontakte zu ausbildenden Betrieben geben.“ Das Projektteam erstellte im Rahmen der Projektarbeit eine umfangreiche und kreative Übersicht an Möglichkeiten, Auszubildende zu gewinnen (Tabelle). Es empfiehlt gerade bei handwerklichen Tätigkeiten die „Learning-by-doing“-Methode, da insbesondere junge Menschen aufgrund ihrer noch nicht voll abgeschlossenen Persönlichkeitsentwicklung noch nicht über ihre Fähigkeiten Bescheid wissen. Die praktischen Übungen zeigten, dass die Probanden zunächst vorsichtig an die Aufgaben herantraten. Doch durch die fachkundige Anleitung und die ersten eigenen Erfahrungen gewannen sie schnell Selbstvertrauen, das sich wiederum in Neugierde ihrerseits äußerte.
Maßnahme | Umsetzung | Ziel |
Attraktive Praktikumsplätze anbieten | Betriebsführungen zu Beginn des Praktikums, Arbeitsproben nach Praktikum an Praktikanten verschenken | Mehr Auszubildende und Fachkräfte gewinnen, Auszubildende für den Ausbildungsberuf interessieren |
Persönliche Personalauswahl | Motivation und Einsatzbereitschaft des Bewerbers im persönlichen Gespräch einschätzen | Auch schlechteren Bewerbern eine Chance geben; Schulnoten weniger bewerten |
Auszubildende beim Sport und bei der Ausübung von Hobbies suchen | Wo halten sich mögliche Auszubildende auf? Dort kann man auf seinen Betrieb und die Ausbildungsberufe aufmerksam machen | Mehr Bewerber; Bekanntheitsgrad des Unternehmens steigern |
Kooperation mit Schulen | Kontakt zu Berufswahlkoordinatoren an Schulen aufnehmen und pflegen | Mehr Bewerber für Praktikum und Ausbildung, Lehrer kennt Talente der Schüler und kann Empfehlungen geben |
Werbung auf Fahrzeugen für Ausbildungsstellen | Bekanntheitsgrad des Unternehmens und des Berufsbildes steigern | Mehr Bewerber |
Perspektiven für Übernahme aufzeigen | Karrierepfade bzw. relevante Weiterbildungsangebote aufzeigen und, falls möglich, konkrete Alternativen hierfür aufzeigen | Abwanderung der Azubis nach der Ausbildung zu anderen Arbeitgebern und/oder Studium verhindern |
Kontakte zu Hochschulen knüpfen | Internetplattform der Hochschulen zur Mitarbeitersuche nutzen | Studienabbrecher werben |
Fachlich kompetente Mitarbeiter sind knapp. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass der Beruf des Verfahrensmechanikers für Beschichtungstechnik bei vielen Schülerinnen und Schülern unbekannt ist. Diese Wissenslücken gilt es zu schließen – durch eigene Aktionen. Die Projektgruppe hat eine Übersicht an Möglichkeiten erarbeitet, wie man Azubis gewinnen kann. Eine weitere Alternative bietet die Zusammenarbeit mit – benachbarten – Unternehmen anderer Branchen. Ein gemeinsam veranstalteter Tag der Offenen Tür zum Beispiel, der öffentlichkeitswirksam über die Schule, die Tageszeitung und die eigene Homepage angekündigt wird, kann dazu beitragen, junge Frauen und Männer für die Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik zu interessieren und zu begeistern. |
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Zum Netzwerken:
Dennis Bretag, Moringen, Tel. +49 175 2030734, bretag4692r@outlook.de
Lennart Störmer, Göttingen, Tel. +49 176 41002124, lennartstoermer@gmx.de
Joel Schöneberg, Hildesheim, Tel. +49 1590 1963846, j.schoeneberg@outlook.com
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