Investorenprozess für die Eisenmann-Gruppe vor dem Abschluss

Nach der Insolvenz des Böblinger Lackieranlagenherstellers Eisenmann im Sommer letzten Jahres steht nun für die Mehrzahl der Geschäftseinheiten Investorenlösungen in Aussicht. Eine vollständige Veräußerung des Eisenmann-Kerngeschäfts lässt sich voraussichtlich nicht umsetzen.

Die Folgen der Corona-Pandemie beeinflussen die vollständige Veräußerung von Eisenmann. Foto: Eisenmann

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Joachim Exner, Insolvenzverwalter der Eisenmann SE, fasst den Prozess zusammen: „Ohne die Corona-Pandemie befände sich die Eisenmann-Gruppe bereits im Besitz eines strategischen Investors, und ein Großteil der Arbeitsplätze wäre gerettet.“ Als heißer Kandidat für die Übernahme galt lange Zeit AE Industry, die deutsche Automotive-Tochter des staatlichen Maschinenbau-Konzerns China National Machinery Industry Corporation (Sinomach) mit Sitz in Peking.

Alle Interessenten für den Geschäftsbereich „Lackieranlagenbau“ haben darauf hingewiesen, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie es unmöglich machen, die Umsatz- und Ertragsentwicklung für die nächsten zwei Jahre seriös zu planen. Zudem bestünde die Gefahr eines zweiten Lockdowns, der die weltweiten Märkte nochmals empfindlich treffen würde. Aktuell geht kein potenzieller Investor davon aus, dass in den nächsten Jahren eine nennenswerte Anzahl neuer Lackieranlagen-Projekte vorhanden sein wird; dieser Markt sei nahezu komplett eingebrochen.

Bereits im Mai hatten sich Insolvenzverwaltung, Gläubigerausschuss und Geschäftsleitung angesichts der schwierigen Lage entschieden, nicht mehr allein auf den Verkauf von Eisenmann als Ganzes zu setzen, sondern die Eisenmann-Geschäftsbereiche auch einzeln anzubieten. Dennoch laufen die Bemühungen von Insolvenzverwalter Exner weiter, zumindest für einen Teil des Kern-Geschäftsbereichs „Paint & Assembly“ eine Investorenlösung zu verhandeln.

Folgende Tochterunternehmen bzw. Geschäftseinheiten wurden bereits veräußert:

  • Anfang August wurde die Eisenmann Software-Tochtergesellschaft ENisco auf die Firma Forcam GmbH übertragen, ein Unternehmen des SAP-Gründers Dietmar Hopp. Rund 50 ENisco-Mitarbeiter werden weiter beschäftigt.
  • Zudem wurde am 7.8.2020 der Kaufvertrag für den Eisenmann-Bereich Conveyor Systems unterzeichnet. Conveyor Systems konstruiert und baut Hochleistungs-Materialflussanlagen. Der Übernehmer bietet rund 70 Mitarbeitern eine neue berufliche Heimat.
  • Bereits im Januar 2020 konnte Exner den Geschäftsbetrieb der Firma Eisenmann Thermal Solution GmbH & Co. KG mit rund 200 Mitarbeitern an die Firma Onejoon GmbH veräußern.
  • Die nicht von der Insolvenz betroffene Tochtergesellschaft Eisenmann intec GmbH & Co. KG wurde ebenfalls im Januar an die Firma Sames Kremlin GmbH verkauft. Weitere 85 Arbeitsplätze bleiben dadurch erhalten. Mehr dazu lesen Sie hier

Für die Geschäftsbereiche „Application Technology“ (Oberflächenveredlung und Dichtungsanwendung in Lackieranlagen; rund 100 Mitarbeiter in Deutschland) und „Environmental Technology“ (industrielle Umwelttechnologie; zirka 50 Mitarbeiter in Deutschland) befinden sich die Verkaufsgespräche in einem fortgeschrittenen Stadium. Zum Stand oder zu Details der laufenden Investorenprozesse können aufgrund gegenseitiger Verschwiegenheitsverpflichtungen keine Informationen gegeben werden.

Für die rund 650 Arbeitnehmer, die nach jetzigem Stand vom notwendigen Arbeitsplatzabbau bei Eisenmann betroffen sein werden, soll es sozialverträgliche Regelungen geben.

Zum Netzwerken:
Vincentz Network, Hannover, Redaktion BESSER LACKIEREN, Marko Schmidt, Tel. +49 511 9910-321, marko.schmidt@vincentz.net, www.besserlackieren.de

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