Keine Lösemittel mehr

Wie Hesse Lignal kürzlich mitteilte, richtet sich das Unternehmen mit einem besonderen Blick auf die Nachhaltigkeitsziele der UN neu aus. Ziel ist, schon Ende 2023 erste Produkte aus dem Portfolio zu streichen.

Hans J. Hesse
Die beiden Geschäftsführer Hans J. Hesse und Jens Hesse sowie Prokuristin Hanna Hesse wollen den Lackhersteller Hesse Lignal in eine nachhaltige Zukunft führen. Foto: Hesse Lignal

Am wichtigsten bewertet die Unternehmerfamilie den Verzicht auf lösemittelhaltige Systeme. „Unser Produktsortiment ist bei Weitem der größte Hebel zur CO2-Reduzierung“, erklärt Jens Hesse, der zusammen mit Hans J. Hesse das Unternehmen leitet. „Die VOCs haben ein großes Klimaerwärmungspotenzial und das ist wichtig zu reduzieren“, ergänzt Hans J. Hesse. Schon bis Ende 2023 möchte Hesse Lignal auf alle Nitrozelluloselacke, Lösemittelbeizen sowie lösemittelhaltigen säurehärtenden Lacke verzichten. Bis 2030 ist geplant, auch alle anderen Produkte, die einen hohen VOC-Gehalt aufweisen, gegen umweltfreundlichere Alternativen zu ersetzen.
„Wir sind der Ansicht, dass wir genau jetzt einen Schritt weiter gehen müssen“, erklärt die Prokuristin Hanna Hesse. Den Schritt könne man natürlich nicht alleine gehen, sondern gemeinsam mit den Lackanwendern. So wurden Kunden früh informiert. Viele Reaktionen seien positiv ausgefallen, für kritische Nachfragen wolle man sich genug Zeit nehmen, um zu reagieren sowie Kunden zu beraten und fehlende Produkte nachzuentwickeln. Für Kunden bedeutet das, dass sie zum Beispiel auf UV- oder Wasserlacke umsteigen müssen.

Mehrkosten im Blick

In diesem Zusammenhang spielen natürlich auch die Kosten für die alternativen Produkte eine Rolle. Jens Hesse schätzt, dass sich fossile Rohstoffe in der Zukunft weiter verteuern, was die Mehrkosten dämpfen dürfte. Die Umstellungsaufwände von Lösemittel auf Wasserlacke würden zudem oftmals zu kurz gedacht, es würde hauptsächlich an Rohstoffpreise, aber weniger an die Folgekosten wie zum Beispiel Entsorgung oder Lagerung von brennbaren Materialien gedacht. „Wenn man sich den Gesamtprozess anschaut, ergibt das ein ganz anderes Bild“, so Jens Hesse. Bei der Oberflächenqualität müssen Kunden keine Abstriche machen. Was sich aber ändern müsse, ist die Art wie die Lackierprozesse aussehen.

Umstieg unnötig

Wie groß der Aufwand für Kunden wäre, sei unterschiedlich. Ein Umstieg auf UV-Lacke bringe zwar einen etwas größeren Aufwand mit sich, sei aber machbar. Industrielle Lackanwender sind nach Einschätzung des Unternehmens meist ohnehin schon weit. So seien etwa bei Parkettanwendungen in Europa UV-Lacke schon Standard. Auch bei der Küchenindustrie seien lösemittelfreie UV-Lacke bei fast allen großen Herstellern eingeführt. Um die Nachhaltigkeit in diesem Segment zu steigern, ist vor allem die Rohstoffbasis entscheidend, etwa der Umstieg auf biobasierte Lacke. Kritik wie eine zu lange Trocknungszeiten von wässrigen Lacken lässt das Unternehmen nicht gelten. Dies habe für Systeme von vor 15 oder 20 Jahren gegolten, moderne Wassersysteme hielten mit lösemittelbasierten Lacken problemlos mit. So hat das Unternehmen etwa mit dem „Cool-Natura“ ein neues 1k-Hydrolacksystem auf den Markt gebracht, das für eine natürliche Holzhaptik sorgt, die DIN 68861C erfüllt und mit hoher Kratzfestigkeit überzeugt. Der neue Wasserlack kann etwa für Möbel, Fenster oder sogar Kinderspielzeug eingesetzt werden und enthält biobasierte Rohstoffe.

Zum Netzwerken:

Hesse Lignal GmbH & Co KG, Hamm, Ulrich Abdinghoff, Tel. +49 2381 963821, u.abdinghoff@hesse-lignal.de, www.hesse-lignal.de

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