Warten auf den Bürokratieabbau

Dass es Regeln braucht, ist wohl unbestritten, nur so lassen sich ein faires Miteinander und ein fairer Wettbewerb gewährleisten. Wie das aktuelle Trendbarometer zeigt, schießt die Bürokratie mittlerweile für viele Lackierbetriebe jedoch deutlich übers Ziel hinaus.

Grafische Aufbereitung der im Text erwähnten Daten
Neben zu vielen Regeln scheint das Thema Fachkräftemangel bei den zuständigen Behörden eine Rolle zu spielen. Grafik: Redaktion

Die Zahl sollte eine deutliche Warnung sein: 42% aller Lackierbetriebe haben laut dem aktuellen Trendbarometer schon einmal eine Investition aufgrund bürokratischer Hürden abgeblasen. Die Zahl macht deutlich, Investitionen scheitern längst nicht nur an zu hohen Kosten für Materialien oder an Lieferkettenproblemen. Zudem verschärft sich das Problem für viele Lackierbetriebe.

Insgesamt 96% aller antwortenden Beschichtungsunternehmen berichten von gestiegenem Aufwand bei der Bürokratiebewältigung, fast zwei Drittel sogar von stark gestiegenem Aufwand. Dies führt am Ende zu enormen Kostensteigerungen. So berichtet ein Umfrageteilnehmer, grundsätzlich eine Person miteinkalkulieren zu müssen, um den bürokratischen Aufwand zu erledigen, was am Ende die Projekte über die Lohnkosten enorm verteuern würde.

Unternehmen untermauern dies mit einer ganzen Reihe an Beispielen aus ihrer Praxis, die zeigen, dass man selbst bei kleinen Investitionen mit großen Hürden zu kämpfen hat. „Wir wollen ein Vordach anbringen, um Leergut zu schützen“, schreibt ein Teilnehmer und ergänzt: „Alleine die Genehmigung bei der Behörde dauert drei Monate, obwohl wir im Industriegebiet sitzen und obwohl nebenan ein Parkhaus steht. Das versteht niemand!“

Anträge liegen mindestens anderthalb Jahre

Ein anderer berichtet, dass Projekte zwar umgesetzt würden, aber Anträge beim Gewerbeaufsichtsamt mindestens anderthalb Jahre liegen würden. Neben zu vielen Regeln scheint das Thema Fachkräftemangel eine Rolle zu spielen. Jedoch nicht bei den Unternehmen selbst, sondern bei den zuständigen Behörden. „Die Mitarbeiter von Behörden entscheiden nur noch nach Aktenlage und nicht mehr nach gesundem Menschenverstand. Dadurch wird die Umsetzung von Investitionen sehr langsam“, erklärt ein weiterer Umfrageteilnehmer und ergänzt, dass europäische Vorgaben gerne als Ausrede herhalten müssten, um dies zu überdecken.

Ein anderer erklärt, dass gerade bei Umweltthemen wenig Verständnis bei kleineren Ämtern zu finden sei. Einzelne Unternehmen berichten davon, Berater eingesetzt zu haben, um die Behördenthematik in den Griff zu kriegen. Dabei machen nicht alle Betriebe die gleichen Erfahrungen. Vereinzelte Unternehmen berichten, dass Umsetzungen weiterhin gut möglich wären: „Wir haben bei der Errichtung der neuen KTL und Pulveranlage keine Probleme gehabt.“

Die Mehrheit äußert sich jedoch negativ. Wie die Statistik zeigt, gibt es dabei Schwerpunkte, die besonders stark ins Gewicht fallen. So berichten fast zwei Drittel aller befragten Lackierbetriebe, dass sie bei Baugenehmigungen zuletzt Probleme hatten.

Auch Genehmigungen im Bereich Luft und Lärm nennen die Lackierbetriebe vergleichsweise oft mit 48% und 43%. Es zeigen sich also klare Favoriten, bei denen ein Bürokratieabbau schnell eine große Zahl an Unternehmen entlasten könnte.

Dass es schnell gehen kann, zeigt ein Blick in die jüngere Vergangenheit. Genehmigungen für Flüssiggasterminals wurden im Zuge der Energiekrise in Rekordzeit erteilt. Auch die äußerst zügige Baugenehmigung für das Tesla-Werk in Grünheide ist noch im Gedächtnis. Zumindest für Lackierbetriebe zeichnet sich eine solche Kehrtwende nicht ab, wie ein weiterer Umfrageteilnehmer kommentiert: „Der Bürokratieabbau findet nicht statt. Mit jeder Erleichterung kommen gefühlt zwei neue Gesetze dazu.“

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