Lackierfehler

Die Beschichtung ist ein hochkomplexer Prozess mit vielen verschiedenen Bearbeitungsstufen. Die einzelnen Arbeitsgänge sind ineinander verschränkt und abhängig voneinander. Dies bedingt eine präzise und saubere Arbeitsweise an jeder einzelnen Station, um ein stimmiges Gesamtergebnis zu erhalten.

Der häufigste Lackierfehler sind laut Umfrage Schichtdickenabweichungen. Grafik: Redaktion
Der häufigste Lackierfehler sind laut der aktuellen Umfrage Schichtdicken-abweichungen. Grafik: Redaktion -

Eine weitere Variable im Beschichtungsprozess ist der vorliegende Automatisierungsgrad. Doch auch wenn der Korrosionsschutz abgeschottet von anderen Verfahrensschritten aufgetragen wird und dabei ein vollautomatisiertes Prinzip zur Anwendung kommt – ganz vermeiden lassen sie sich nie – die Lackierfehler. „In der allgemeinen Industrie, wo es nur auf die Funktionalität der Beschichtung ankommt, liegt die normale Fehlerrate bei etwa 1-3%“, sagt Ernst-Hermann Timmermann von der DFO. „Im hochwertigen Bereich, z.B. bei Hochglanzbeschichtungen, sind die normalen Fehlerraten mit ca. 20% deutlich höher anzusetzen. Meiner Erfahrung nach sind die drei häufigsten Fehlerbilder Haftfestigkeitsverluste, Einschlüsse in der Beschichtung und Krater bzw. Benetzungsstörungen“, führt Timmermann weiter aus. „Diese Fehler sind auch am kritisch­sten – sie führen am häufigsten zu juristischen Streitfällen.“

Wie nennt man das Problem?

Die Problematik der auftretenden Fehlstellen beginnt bereits bei der Benennung. Denn wie ein Teilnehmer des BESSER LACKIEREN Trendbarometers treffend beschreibt: „Eine Definition ist schwierig, jeder nennt seine Fehler anders.“ Ein Beispiel dafür ist der hier als Orange Peel bezeichnete Effekt. Der Begriff ergibt sich durch die Ähnlichkeit der fehlerhaften Lackstruktur zu einer Orangenschale, die durch eine Verlaufsstörung verursacht wird. Derselbe Effekt ist allerdings auch unter anderen Bezeichnungen bekannt, darunter Welligkeit, Orangenschaleneffekt, Orangenhaut oder Spritznarbigkeit. Summiert man die Nennung dieser Begriffe ergibt die aktuelle Umfrage, dass 8% aller befragten Beschichter Orange Peel als ihren maßgeblichen Lackierfehler bezeichnen. Deutlich häufiger treten jedoch Schichtdickenabweichungen mit einem Anteil von 32% auf. Timmermann sagt dazu: „Schichtdickenschwankungen kommen in automatischen und manuellen Lackierprozessen vor. In den erstgenannten ist die Ursache meist ein nicht optimal eingestellter Lackierprozess oder Schäden an Zerstäubern bzw. der Luftkappe. Im manuellen Fall ist die Fehlerquelle meist der Mensch.“

Einschlüsse und Krater

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Auf den zweiten Platz der am häufigsten auftretenden Lackierfehler wählten die Beschichter mit 20% der Stimmen Fremdeinschlüsse.  „Diese haben ihre Ursache häufig in ‚unsauberen‘ Prozessen. Fehlerquellen sind dabei unter anderem die Reinigung mit ungeeigneten Tüchern, das Betreten des Lackierbereichs in Straßenkleidung oder eine schlechte Luftführung“, führt Timmermann aus. Die Fehler-Bronzemedaille holen sich mit 12% aller abgegebenen Bewertungen die Krater. „Krater haben ihre Ursache in Fremdkontaminationen, die in den Prozess eingeschleppt werden“, so Timmermann. „Problematisch ist vor allem, dass sich die verursachende Chemie hier nur schwer zuordnen lässt.“ Direkt hinter den Podiumsplätzen teilen sich drei Fehler mit jeweils 8% Platz vier der Rangliste. Der bereits benannte Orange Peel, die Blasenbildung und Läufer im Lack. Seltener treten Kocher und Poren auf, die jeweils 4% der Beschichter als ihren häufigsten Lackierfehler bezeichneten. Nicht unter die häufigsten Fehlerbilder kamen der Haftfestigkeitsverlust, die Hautbildung, die Schleierbildung, Farbtonabweichungen, die Fleckenbildung und der Glanzverlust.

Anmerkung der Redaktion: Die prozentualen Ergebnisse des Trendbarometers spiegeln nicht die Erfahrungswerte der DFO, sondern beruhen allein auf den Ergebnissen der BESSER LACKIEREN-Umfrage.

Zum Netzwerken:
Besser Lackieren, Hannover, Dr. Astrid Günther, Tel. +49511 9910-323, astrid.guenther@vincentz.net, www.besserlackieren.de

Deutsche Forschungs­gesellschaft für Oberflächenbehandlung (DFO) e.V., Neuss, Ernst-Hermann Timmermann, Tel. +49 2131 40811-22, timmermann@dfo-service.de, www.dfo-service.de

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