Lackhersteller sind gefragt
Viele Lackierbetriebe haben sich mit dem Thema PFAS noch gar nicht befasst. So weiß mit 45% aller Lackierbetriebe fast die Hälfte nicht, ob in den Lacken, die sie einsetzen, PFAS enthalten sind oder nicht. Die verbleibenden 55% haben sich schon mit dem Thema befasst, wobei 33% sicher wissen, das PFAS in ihren Lacksystemen enthalten sind, 22% wissen, dass keine enthalten sind.
Dass das Thema bei vielen Lackierbetrieben nicht hoch auf der Agenda steht, hat einen einfachen Grund. Zwei Drittel der befragten Betriebe haben bislang noch keinerlei Anfragen erhalten, auf PFAS in ihren Beschichtungen zu verzichten. Bis vor kurzem war das Thema den meisten Kunden unbekannt und selbst nun nehmen es viele offenbar nicht besonders wichtig. Lediglich ein Drittel der befragten Lackierbetriebe hat bislang konkrete Anfragen erhalten, auf PFAS zu verzichten, so berichtet ein Teilnehmer, dass es durch den Versicherer Einschränkungen gegeben habe.
Unkomplizierter Übergang gefordert
So herrscht bei den meisten Anwendern die Einstellung vor, dass vom Lacklieferanten auf die Einhaltung von Regularien zu achten ist, seien es nun PFAS oder andere regulierte Inhaltsstoffe. Am Ende zählt meist, dass die Lackeigenschaften stimmen. So schreibt ein Umfrageteilnehmer: „Ich erwarte einen unkomplizierten Übergang, wenn PFAS komplett entfallen“, ein anderer schreibt, er erwarte Infoschreiben der Lacklieferanten. „Als Beschichter kann man nur auf das Thema PFAS verweisen, jedoch das Produkt, den Lack nicht verändern. Ganz wichtig ist hierzu die Aufklärungsarbeit der Lackhersteller bei Architektenberatern oder Beratern im Allgemeinen“, ergänzt ein weiterer.
Angehen wollen das Thema daher nur wenige, aktuell lediglich 28% aller Lackierbetriebe. Meist, weil die Notwendigkeit nicht gesehen wird, wie bereits geschrieben, teils aber auch, weil das Thema schon behandelt wurde. So schreibt ein Teilnehmer, man habe sich schon in der Galvanik mit PFAS befasst. Hier kommen diese sehr häufig zum Einsatz. Eine eigene Galvanik haben jedoch nur die wenigsten Lackierbetriebe. Zum Einsatz kommen PFAS in einer Reihe von Lacksystemen, so sind sie in Anti-Haftbeschichtungen oder Gleitlacken enthalten.
Um zukünftigen Regulierungen zu genügen, gilt es also Alternativen zu finden. Bei Lackherstellern ist das Thema präsent und neue PFAS-freie Lacksysteme werden immer mal wieder angekündigt. Strategien, wie zumindest teils auf PFAS verzichtet werden kann, hat beispielsweise Dr. Ralph Wilke vom Fraunhofer IFAM schon im Frühjahr in BESSER LACKIEREN Ausgabe 11/2024 dargelegt.
Hintergrund
Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind eine Gruppe von künstlich hergestellten organischen Verbindungen, bei denen an mindestens einem Kohlenstoffatom die üblicherweise verbunden Wasserstoffatome durch Fluor ersetzt sind. Diese chemische Veränderung macht die Verbindungen äußerst robust und langlebig, weswegen sie auch als Ewigkeitschemikalien bekannt sind. Einige PFAS sind für Menschen toxisch, weitere stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen, und auch der Verdacht der Beeinflussung von Schilddrüsenhormonen wird untersucht. Insbesondere in mit PFAS belasteten Regionen in Italien wurden beispielsweise höhere Sterblichkeitsraten beobachtet. Kritisiert wird hingegen, dass es für manche PFAS noch keine ausreichenden Alternativen gibt oder dass die Regulierung nicht ausreichend auf die Vielfalt an PFAS eingeht.
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