Wie mit einem Schuhlöffel eingepasst
Schwachstelle Trocknung
Fecken-Kirfel produziert pro Jahr durchschnittlich 200 Maschinen zum Schneiden von Weichschaum, Gummi, technischen Schäumen und Kork und ist stolz auf die hohe Eigenfertigungstiefe. „Wir hatten Durchsatzprobleme in der Lackiererei“, erzählt Norbert Leyens weiter. „Die Trocknung bildete die Schwachstelle, weil die Fläche für die Lufttrocknung zu knapp war und wir teilweise bis zu 72 Stunden warten mussten, bis wir die Teile weiterverarbeiten konnten.“ Das Teilespektrum des Schneidmaschinenherstellers ist vielfältig und reicht vom Kleinteil über Profile bis hin zu 1600 kg schweren Maschinenkörpern. Die Werkstücke bestehen aus Stahl, Grauguss und Aluminium, sind flächig und komplex geformt sowie zwischen 1 mm und 50 mm dick. „Fecken-Kirfel rief uns wegen einer Beratung zur Optimierung der Lacktrocknung an“, erinnert sich Norbert Drescher, Vertriebsleiter bei Heimer Lackieranlagen und Industrielufttechnik. „Besichtigung und eine erste Bestandsaufnahme dauerten den ganzen Tag und abends war allen Beteiligten klar, dass nur eine Veränderung des Trockenprozesses keine zukunftsfähige Lösung darstellt.“ Rund ein Jahr dauerte es, bis diese gefunden war.
Nass- oder Pulverlack?
In dieser Zeit lieferten sich Nasslackieren und Pulverbeschichten quasi ein Kopf-an-Kopf-Rennen, denn die Umstellung auf ein anderes Beschichtungsverfahren war ein bislang ausgeschlossener Paradigmenwechsel. Das Planungsteam besichtigte Referenzanlagen und führte parallel dazu diverse Lack- und Pulverversuche durch, um sich für das beste Verfahren entscheiden zu können. „Die Ergebnisse mit dem Pulver waren vielversprechend“, berichtet Markus Frings, Fertigungsleiter bei Fecken-Kirfel.
Blick zur Aufnahme und Abgabe: Durch die Querverschiebetechnik nutzt der Schneidmaschinenhersteller den knapp bemessenen Platz optimal aus |
Das Teilespektrum reicht vom Kleinteil bis hin zu 1600 kg schweren Maschinenkörpern. Im Hintergrund (v.l.n.r.): Pulverkabine, Einbrennofen, Haftwassertrockner und Reinigungs- /Vorbehandlungskabine. |
„Wir haben früher Hammerschlaglack im Nasslackverfahren verarbeitet. Jetzt setzen wir Pulverstrukturlack ein und haben die Oberflächenqualität verbessern können.“ Doch es gab noch weitere Gründe für die Umstellung: kürzere Durchlaufzeit, schnellere Verfügbarkeit der Bauteile, geringerer Platzbedarf und hohe Prozesssicherheit. „Auch die Umweltverträglichkeit spielte eine Rolle, denn im Laufe der Jahre ist die Stadt über uns hinausgewachsen.“
Anbau bei laufendem Fertigungsprozess
Weil die vorhandenen Räumlichkeiten für die Pulveranlage nicht ausreichten, musste Fecken-Kirfel anbauen. Doch dafür war das Gebäude, in dem lackiert wurde, abzureißen – bei laufendem Fertigungsprozess und wenig Platz. „Wir haben die Zeit mit einer provisorischen Nasslackierkabine und entsprechender Lüftungsanlage von Heimer überbrückt“, erzählt Frings weiter. Abriss- und Bauarbeiten sowie die Installation der Pulverbeschichtung durften zudem die Transportlogistik von Fecken-Kirfel nicht beeinträchtigen. Norbert Drescher ergänzt: „Es gab einen exakten Bauablaufplan und wir haben die Anlagenteile just-in-time geliefert und aufgebaut. Die neue Halle misst 22 x 19 x 9,5 m (T x B x H) und beherbergt im Untergeschoss Sozialräume für die Mitarbeiter. Die Pulverbeschichtung befindet sich im Erdgeschoss und ist maßgefertigt – hinsichtlich Beschichtung und Anlagenabmessungen. Die Werkstücke kommen direkt aus der Fertigung zur Beschichtungsanlage, deren Prozess-Schritte wie ein „H“ angeordnet sind. Im linken Bein befinden sich die Reinigungs-/Vorbehandlungskabine, der Haftwasser- und der Pulvertrockner sowie die Pulverkabine, im rechten die Auf- und Abnahme, Pufferplätze und die Spachtelkabine. Der Querstrich dient als Verschiebebahnhof und verbindet – motorisch angetrieben – die einzelnen Stationen. Das Einfahren der Bauteiltraversen in die jeweilige Station erfolgt manuell. Die Prozesstechnik (Anlagensteuerung, Wasseraufbereitung und Vorratsbehälter) ist über dem „H“ auf zwei Etagen angeordnet. Im Juli 2017 hat Fecken-Kirfel die neue Pulverbeschichtung in Betrieb genommen. Wie ist das Fazit? „Durchgängig positiv. Die Firma Heimer hat uns kompetent beraten. Wir nutzen mit dieser Anlage den Platz optimal aus und sind vollkommen flexibel“, freut sich Norbert Leyens. „Rückblickend kann gesagt werden, dass es schön gewesen wäre, wenn die Umstellung schon früher stattgefunden hätte. Das Beschichtungsverfahren ist einfach, die Qualität und Kratzfestigkeit des Lacks ist höher.“
Zum Netzwerken:
Fecken-Kirfel GmbH, Aachen, Norbert Leyens, Tel. +49 241 18202-560, directors@fecken-kirfel.de, www.fecken-kirfel.de
Heimer Lackieranlagen und Industrielufttechnik GmbH, Norbert Drescher, Tel. +49 5205 9813-56, n.drescher@heimer.de, www.heimer.de
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