Traktoren vollautomatisch lackieren

Am 8. Oktober 2024 feierte John Deere die Eröffnung einer neuen Lackieranlage in Mannheim, die sowohl Effizienz als auch Flexibilität und Umweltschutz vereint. Die Anlage wurde speziell für die Lackierung größerer Traktormodelle entwickelt und markiert einen weiteren Schritt in der Modernisierung des Unternehmensstandorts, der seit 1888 als Produktionsstätte für Landmaschinen dient.

Ein Hochrotationszerstäuber lackiert ein Bauteil
In der Decklackkabine 2 kommen u.a. vier ABB-Roboter zum Einsatz, die mit Dürr-Hochrotationszerstäubern ausgestattet sind. Foto: John Deere

Mit rund 3600 Mitarbeitern ist die John Deere-Fabrik in Mannheim die größte außerhalb Nordamerikas und spielt eine zentrale Rolle in der weltweiten Produktion und Entwicklung von mittleren Traktoren wie den Modellen der 6M- und 6R-Serie. Der Neubau der Lackieranlage stellt nicht nur eine Investition in den Standort dar, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz. „Mit der neuen Anlage stärken und sichern wir unsere Produktion und leisten einen massiven Beitrag zum Umweltschutz“, erklärt Linus Baumhauer, Leiter des Werks Mannheim.

Die Herausforderungen der Umstellung und die Lösung

Die alten Lackieranlagen, die aus den Jahren 1965 und 1990 stammten, hatten ihre Lebensdauer überschritten und waren nicht mehr auf die immer größeren und schwereren Traktoren ausgelegt. Auch die Fördertechnik musste an die höheren Lasten angepasst werden. Zudem wurde die neue Anlage so konzipiert, dass sie Lärm- und Umweltemissionen deutlich reduziert und gleichzeitig eine höhere Qualitätssicherung ermöglicht. Der gesamte Umbau erfolgte innerhalb von drei Wochen während einer geplanten Sommerschließung der Produktion, ohne den laufenden Betrieb zu beeinträchtigen.

Technologie und Automatisierung im Detail

Die Lackieranlage ist mit einer modernen, siebenstufigen, robotergestützten Reinigungs- und Vorbereitungsstraße ausgestattet, die die Traktor-Chassis für den Lackiervorgang vorbereitet. Nach der Vorbehandlung durchlaufen die Teile ein System zur Trocknung und Abkühlung, bevor sie in der Grundlackier- und Decklackierkabine behandelt werden. Dort kommen verschiedene Roboter mit Hochrotationszerstäubern und Spritzpistolen zum Einsatz, um eine gleichmäßige Lackierung zu gewährleisten. Insbesondere die Roboter-Grundlackkabine und die Decklackkabine sind mit ABB-Robotern ausgestattet, die eine schnelle und präzise Lackierung ermöglichen.

Die Farbversorgung erfolgt über ein fortschrittliches System von Rohrleitungen, das eine kontinuierliche und homogene Versorgung der Lackierstationen sicherstellt. Besonders die effiziente Steuerung der Farbversorgung sorgt dafür, dass keine Materialverschwendung entsteht und der Prozess immer reibungslos verläuft.

Flexibilität bei der Farbwahl und Materialeinsparung

John Deere setzt in der neuen Lackieranlage auf eine Mischung aus 2K-Urethan- und 2K-Polyurethan-Lacken. Während der Großteil der Traktoren in der traditionellen John Deere-Farbe Grün & Gelb lackiert wird, können auch Sonderfarben wie Orange für Kommunalfahrzeuge vollautomatisch appliziert werden. Die Anlage ermöglicht sogar eine sofortige Anpassung des Lackierprozesses, wenn ein Farbwechsel erforderlich ist, wodurch Material und Zeit gespart werden.

Zusätzlich zur Roboterlackierung wird in einer nachgeschalteten manuellen Kabine die Lackierung noch einmal überprüft, bevor die Bauteile in den Trockner transportiert werden. Testbleche werden regelmäßig beschichtet und im Labor auf die Einhaltung der Qualitätsvorgaben geprüft.

Nachhaltigkeit und Ausblick auf die Zukunft

Die neue Lackieranlage bietet nicht nur eine signifikante Verbesserung der Produktionsqualität und -effizienz, sondern leistet auch einen entscheidenden Beitrag zum Umweltschutz. So wird die Lacknebelscheidung durch ein modernes System ersetzt, das auf Rotationsbürsten und Kartonfiltern basiert. Auch die Lacktrocknung wurde optimiert, sodass der gesamte Prozess energieeffizient und umweltfreundlicher abläuft.

Sven Becker, Paint Process Engineering Manager bei John Deere Europe, hebt hervor, dass die Anlage nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht wird, sondern auch zukunftsweisend für die Traktoren der nächsten Generation ausgelegt ist. Ein langfristiges Ziel ist es, die Roboterprogrammierung in Echtzeit automatisch an die Bauteile anzupassen, was bereits in einem anderen Werk von John Deere umgesetzt wird.

Mit dieser Investition setzt John Deere auf eine hochmoderne, umweltfreundliche und effiziente Lösung für die Lackierung seiner Traktoren und stärkt gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Produktionsstätte in Mannheim.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im Rahmen der BESSER LACKIEREN Expo Live am 4. Dezember. Dann stellt Rippert die Anlage im Rahmen der virtuellen Veranstaltung vor.

Plus Im Abo: Abonnenten von BESSER LACKIEREN erfahren im ausführlichen Artikel in Ausgabe 19/2024:

  • Wie die effiziente Lackversorgung aufgebaut ist
  • Wie John Deere die Qualitätssicherung in den Lackierprozess integriert hat
  • Details zur Steuerung der komplexen Anlage

Zum Netzwerken:

John Deere GmbH & Co. KG, Kaiserslautern, Sven Becker, Tel. +49 631 36191-921, beckersven@johndeere.com, www.johndeere.com

Rippert GmbH & Co KG, Herzebrock-Clarholz, Norbert Schmeller, Tel. +49 5245 901-702, schmeller@rippert.de, www.rippert.de

L&S Oberflächentechnik GmbH & Co.KG, Schloß Holte-Stukenbrock, Peter Hornschu, Tel. +49 5207 9195-52, p.hornschu@ls-oberflaechentechnik.de, www.ls-oberflaechentechnik.de

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