Die Spezialisten für Korrosionsschutz

Lohnbeschichtung gibt es in vielen Ausprägungen, gemein ist den Anwendungen, dass deutlich mehr "als nur Farbe drauf" dahinter steckt, wie Matthias Bader von der Bader Pulverbeschichtung betont. Wie breit gestreut das Anwendungsfeld ist, zeigen die Ergebnisse der Umfrage, die die Redaktion von BESSER LACKIEREN unter knapp 60 Lohnbeschichtern durchgeführt hat. Die Ergebnisse sind in den Diagrammen auf dieser und der nachfolgenden Seite dargestellt.

Was Lohnbeschichter bewegt
Was Lohnbeschichter bewegt -

Betrachtet man die Resultate in Grafik 1 wird offensichtlich, dass Lohnbeschichter den gesamten Substratbedarf der Industrie abdecken. Am häufigsten beschichten Anwender metallische Werkstoffe wie Aluminium oder Stahl – vom Blech bis zur verzinkten Variante. Aber auch exotischere Werkstoffe wie Keramik, Glas oder Gummi werden lackiert. Lohnbeschichter stellen sich zudem den anspruchsvolleren Werkstoffen wie Magnesium. Was zeichnet die Experten bei der Beschichtung aus? „Wir müssen immer flexibel sein, dabei aber kurze Durchlaufzeiten einhalten“, sagt Marco Ebbinghaus, Geschäftsführer des Ebbinghaus Verbunds aus Solingen. „Spannend ist sicherlich, dass man als Lohnbeschichter alles können muss – jedes Bauteil ist anders“, betont Alexander Schett, Geschäftsführer der AMS Metallbeschichtung GmbH. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ausprägungen. Vom kleinen extrem spezialisierten Lohnbeschichter bis hin zum Unternehmensverbund ist alles dabei. Während viele Unternehmen auf das klassische Auftragsgewerbe setzen, gibt es auch andere Ansätze.

Unternehmenskonzepte

Grafik 1

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Die ND Coatings GmbH ist beispielsweise stark an die Meyer  Werft und die Neptun Werft gebunden. Alle Aufträge des Lohnbeschichters stehen im Zusammenhang mit Kreuzfahrtschiffen. „Das bietet uns den Vorteil einer konstanten Auslastung bei identischer Spezifikation, allerdings bei kleinen Losgrößen“, sagt Lars-Eric Etzold von ND Coatings. Andere Konzepte setzt der Ebbinghaus Verbund um. „Wir arbeiten unter anderem mit dem Werk-am-Werk-Konzept. Das bedeutet, dass wir dem Auftraggeber immer Just-in-Sequence seine beschichteten Produkte liefern. Wir agieren quasi als verlängerte Werkbank“, erklärt Ebbinghaus. Das Unternehmen setzt zudem auf das Werk-im-Werk. Hier stehen Dienstleistungen im Fokus, bei denen die Solinger den Auftraggeber bei der Installation neuer Anlagen unterstützen und das Personal schulen. Weitere Möglichkeiten sind eine breite Streuung der Lackiertechniken und Sub­strate  oder ausgeprägte Spezialisierungskonzepte sowie Alleinstellungsmerkmale. So setzt Sarnoch Pulverbeschichtung allein auf die im Un­ternehmensnamen genannte Technik. „Wir punkten dabei durch Sonderlösungen, die oft viele lackfreie Bereiche enthalten“, beschreibt Stefanie Sarnoch, Geschäftsführerin des Unternehmens. Einen ähnlichen Weg beschreitet die Vogt Lackiertechnik GmbH aus Beilngries in Bayern. Laut Markus Vogt, Geschäftsführer des Lackierbetriebs, benötigen viele der umgesetzten Produkte spezielle Lösungen, wie die Beschichtung verklebter Sandwichprofile. „Außerdem erweitern wir unsere Serviceleistungen durch kleine Montagearbeiten“, sagt Vogt. Breite Streuung bietet der Verbund BBL und BIL, der im Nasslackbereich und der Pulverbeschichtung aktiv ist. In beiden Bereichen können Klein- und Großteile beschichtet werden. Zudem ist ein Sonderverfahren – die ACC-Bonderite-Tauch­lackierung  – eine Option.

Grafik 2

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Eine weitere Variante, Alleinstellungspotenziale zu generieren, ergeben sich durch Beteiligungen an Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Dies kann im eigenen Technikum, wie im Falle des Ebbinghaus Verbunds geschehen oder wie bei den Lohnbeschichtern Stoz GmbH und Lothar Bix GmbH in Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen. So lassen sich eigene Produkte, u.a. mit eigenen Produktnamen entwickeln, die dem Wettbewerb zunächst nicht zur Verfügung stehen. Im Idealfall hat man nach Abschluss des Projekts ein besonderes Produkt in den Händen, wie es bei der Bix GmbH der Fall war, die es  gemeinsam mit einem Lackhersteller geschafft hat, einen Chromersatzlack zur Marktreife zu bringen. Zudem bergen der gewonnene Erfahrungsschatz und das Netzwerkpotenzial derartiger Forschungs- und Entwicklungsarbeiten enorme Vorteile für die Beschichter. Immer mehr nachgefragt sind Losgröße 1 und erweiterte Serviceleistungen. Unternehmen wie die BBL/BIL aus Roth setzen deshalb auf ihren eigenen Fuhrpark zum Transport der lackierten Bauteile. Dadurch senkt der Beschichter auch gleichzeitig das Risiko von Fehlstellen aufgrund falscher Verpackung und unsachgemäßem Transport. Eine weitere Serviceleistung ist die teilweise oder vollständige Montage kleinerer Baugruppen, die u.a. von Vogt Lackiertechnik, der Stoz GmbH und Himmelsbach Lackierungen umgesetzt wird. Letztgenannter bietet zudem einen ausgeprägten Digitalisierungsstandard. So befindet sich der Lohnbeschichter derzeit in der Umsetzung der papierlosen Fertigung, die nicht nur die Auswertung aller prozess­relevanten Daten zur Verfahrensoptimierung erlaubt, sondern zudem die Serviceleistung ermöglicht, den jeweiligen Auftrag vom Kunden vollständig nachzuverfolgen.

Automatisierung aufgrund von Fachkräftemangel

Grafik 3

Grafik 3

In der Lohnbeschichtung setzt sich aktuell ein immer höherer Automatisierungsgrad durch. „Wir finden immer weniger Fachpersonal, das war einer der Gründe, warum wir vor kurzem in einen neuen Lackierroboter investiert haben“, erläutert Stefanie Sarnoch. „Dabei muss man immer abwägen, was sinnvoll ist, gerade wenn man im Spannungsfeld Losgröße 1 und Serienfertigung aktiv ist.“  Die Herausforderung geeignetes Fachpersonal zu finden, spüren alle interviewten Be­schichter. Häufig arbeiten die Unternehmen deshalb mit Leiharbeitern. Viele setzen auf Ausbildung und  nutzen kreative Lösungen, wie den Einsatz von Feel-Good-Managern für die Mitarbeiter oder die Einstellung von Asyl-Bewerbern. Und was sind die aktuellen Herausforderungen? „Es ist anspruchsvoll, bei den vielen Neuerungen, beispielsweise im Lackbereich, den Überblick zu behalten“, meint Franz Wessendorf, Geschäftsführer der Wessendorf Beschichtungs GmbH. Ein weiterer Faktor ist immer die Flexibilität. „Ich kann maximal zwei Wochen vorausplanen, aber das ist selten“, sagt Alexander Schett. Täglich muss der Ablauf der Farben strukturiert werden, und das bei Hunderten von Farben, die Lohnbeschichter im Porfolio haben. Außerdem verändert sich der Markt gerade stark. „Die Substrate verschieben sich immer mehr hin zu Mischmetallen, beispielsweise spielt bei Nutzfahrzeugen der Leichbau eine immer größere Rolle und auch die E-Mobilität stellt neue Anforderungen“, erklärt Ebbinghaus. Dabei ist es oft nicht einfach, einen Anlagenbauer für eher kleine Speziallösungen zu finden, doch genau die sind nötig, um Marktanforderungen zu erfüllen und Alleinstellungsmerkmale zu generieren. „Der Markt ist klein bei Son­der­lösungen“, sagt Vogt. „Da muss man schon etwas bieten können. Und dafür brauchen wir die optimalen Anlagen sowie Verfahren, um selbst die schwierigsten Probleme der Kunden in den Griff zu bekommen. Da ist Kreativität gefordert.“ Um immer am Optimum zu arbeiten, ist es fast unabdingbar immer mehr in eine digitale Welt einzudringen. „Der ursprüngliche Handwerker wird immer mehr zum IT-Fachmann“, sagt Michael Stoz. „Aber um weiterhin Losgröße 1 anzubieten, ist es nötig auf manuelle Techniken zu setzen.“

Digitalisierungsfaktor

Grafik 4

Grafik 4

Knapp die Hälfte der Lohnbeschichter setzt derzeit laut der BESSER LACKIEREN-Umfrage auf intelligente Fertigung, wie in Grafik 2 zu sehen. Dies geschieht natürlich in ganz unterschiedlicher Ausprägung. Von der intelligenten Wartungsplanung über die papierlose Fertigung bis hin zur automatischen Bau­teilnachverfolgung ist alles dabei. Das unterstützt die zu­nehmende Internationalisierung der Lohnbeschichtung. Betrachtet man sich Grafik 3 zum Einzugsgebiet der Unternehmen, ist klar ersichtlich, dass kaum noch im direkten Umkreis allein Aufträge bearbeitet werden. Nur 15% der Beschichter agieren in einem Umfeld von 50 km, weitere 25% der Umfrageteilnehmer liefern veredelte Werkstücke an Unternehmen in bis zu 100 km Entfernung. Ein Umkreis von 200 km wird von 33% der Lohnbeschichter bedient, während 12% auf einen ausgedehnten Kundenstamm in bis zu 1000 km Entfernung setzen. Die letzten 15% agieren sogar global.

Grafik 5

Grafik 5

Kunden finden die Lackierunternehmen am häufigsten durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Seltener stellen sie ihre Kompetenzen auf Fachmessen aus oder vermarkten sich aktiv. „Wichtig ist es aber, eine aktuelle Homepage zu betreiben, die zeigt, was man kann und welche Innovationen man anzubieten hat“, betont Bix. Die Fachbereiche, die von den Lohnbeschichtern bedient werden, sind ebenfalls vielseitig. Vom Automotive-Sektor, über maritime Anwendungen, von Messgeräten und Medizintechnikkomponenten bis hin zu Off-Shore-Technik wird alles abgedeckt – und noch viel mehr. Zur Umsetzung ist bei der Vorbehandlung und der   Lackierung Varianz vonnöten. Laut den Ergebnissen der Umfrage in Grafik 4 setzen Unternehmen im Bereich der Vorbehandlung teils auf eine einzige, manchmal auch auf mehrere Methoden. Bei der Erhebung waren aus diesem Grund Mehrfachantworten möglich. Knapp 90% der Unternehmen setzen auf eine nass­chemische Umsetzung. Strahlverfahren wenden ca. 44% der Beschichter im Unternehmen an. Am seltensten kommt anteilig die Plasmabehandlung der Werkstücke mit knapp 8% zum Tragen. Bezüglich der angewandten Lackiertechnik ergibt sich, wie in Grafik 5 zu sehen, eine deutliche Abstufung. Unter den Teilnehmern der Umfrage wird die Pulverbeschichtung mit gut 82% als häufigste Lackiertechnik genannt. Hier waren mehrfache Nennungen möglich. Im Mittelfeld bewegt sich mit 48% die Nasslackierung. Am seltensten kommt bei der Lohnbeschichtung KTL oder ATL zur Anwendung.

Warum das wichtig wird
Sichtbarkeit und Auffindbarkeit sind Faktoren, die für Dienstleistungsunternehmen eine wichtige Rolle
spielen. Sucht ein Kunde einen Lohnbeschichter für seine speziellen Anforderungen,  ist er bislang auf Internet-
Recherchen oder Mund-zu-Mund-Propaganda angewiesen. Ein umfassendes Bild bietet das Branchen-Navi von
BESSER LACKIEREN unter www.besserlackieren.de.
Allgemeine Einträge aller Lohnbeschichtungsunternehmen sind dort kostenfrei möglich. Erweiterte Einträge mit zusätzlichen Informationen sind kostenpflichtig verfügbar. Melden Sie sich unverbindlich bei:
Christian Pahl, Tel. +49 511 9910-347, christian.pahl@vincentz.net

Zukunftsaussichten

„Neue Märkte auf internationaler Basis werden immer wichtiger, außerdem muss man auf Alleinstellungsmerkmale setzen“, meint Ebbinghaus. „Wir verstehen uns immer mehr als Dienstleister, der Kundenpro­blemstellungen klärt – auch im eigenen Technikum.“ Lohnbeschichter sehen die Zukunft im Gros positiv.  „Die Anforderungen steigen, das ist eine gute Voraussetzung für die Lohnbeschichtung, denn wir sind die Fachexperten“, sagt Schett.“Auch wenn die Anforderungen durch die Reglementierung und Gesetzgebung anspruchsvoll und anstrengend sind, letztlich spielt das der Lohnbeschichtung in die Karten“, so Stoz. „Wir haben das fachliche Know-how, um damit umzugehen. Das Beschichten ist unsere Kernkompetenz. Expertenwissen zahlt sich aus – als Nebenbeschäftigung ist es oft zu komplex.“

Zum Netzwerken:
BESSER LACKIEREN, Hannover, Dr. Astrid Günther, Tel. +49 511 9910-323, astrid.guenther@vincentz.net, www.besserlackieren.de

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