Big Data im Mittelstand
Papierlose Arbeitsweise
Was bedeutet das? Im gesamten Prozess sind an jedem Teil der Verfahrenskette Touchpanels angebracht. Über diese und das Scannen von Barcodes sind Werkstücke transparent durch die Produktion verfolgbar. Der Kunde hat sogar die Möglichkeit, sich online zu informieren, welchen Status sein Auftrag hat – und das in Echtzeit. Er muss nur in der Auftragsabfrage seine PLZ sowie Auftragsnummer eingeben und erhält im Anschluss alle relevanten Informationen – eine DHL-Sendungsnachverfolgung übersetzt auf die Produktion. Doch hier endet der Servicegedanke nicht. Sollte sich die Auftragspriorität verändert haben, so hat der Kunde dort die Möglichkeit, die Dringlichkeit der Lieferung mitzuteilen – und wird durch das System automatisch an den richtigen Ansprechpartner weitergeleitet. Dieser kann dann alle möglichen Optionen durchgehen und versuchen eine Lösung zu finden.
Nicht nur die verschiedenen Arbeitsschritte, sondern auch die Stundenerfassung ist digitalisiert.
Zur Umsetzung hat der Lohnbeschichter nicht auf Stangenware gesetzt, sondern gemeinsam mit einem Softwareunternehmen ein eigenes Programm entwickelt, das exakt seine Ansprüche erfüllt. „Unsere Mitarbeiter waren und sind begeistert. Die Digitalisierung vereinfacht hier so viele Prozesse“, betont Himmelsbach. Beispielsweise werden die erfassten Arbeitsschritte nicht nur zur Produktionsverfolgung erfasst, sondern auch direkt zur Dokumentation abgespeichert. Natürlich läuft auch die Stundenerfassung digital. Weiterhin sind jedem Produkt alle relevanten Datenblätter zugeordnet. „Jedem Teil ist eine digitale Laufkarte beigefügt, die über das Scannen des jeweiligen Barcodes aufgerufen werden kann“, sagt Himmelsbach. „So steht jedem jederzeit zu jedem Teil jede relevante Information zur Verfügung.“ Eine weitere Umsetzung des Digitalkonzepts ist die präventive Wartung. Himmelsbach Lackierungen beschäftigt dauerhaft zwei Arbeitskräfte für die Instandhaltung. Diese haben Zugriff auf eine digitale Wartungsliste, die jeden Mitarbeiter informiert, wann von wem was instand gesetzt wurde. Tauscht ein Instandhalter die Verschleißteile eines Geräts, so wird dies sofort aktualisiert und somit den anderen als „erledigt“ angezeigt. Doppelarbeit oder Ausfall werden so vermieden. Auf ähnliche Weise erfolgt auch die Überwachung der Gebrauchsmaterialien. Mitarbeiter scannen den Barcode auf den Materialien zweimal wöchentlich ab. So ist direkt eine Meldung auslösbar, die – wenn nötig – zur Nachbestellung führt.
Die Diversität bei Himmelsbach bietet optimale Bedingungen für die sinnvolle Analyse von Big Data.
Und was ist mit Big Data?
Durch die Nutzung digitaler Konzepte fällt – nahezu als Beiwerk – eine Unmenge an Daten an. „Wir haben uns natürlich die Frage gestellt, was wir damit machen können“, sagt Himmelsbach. „Gemeinsam mit einem Softwareunternehmen haben wir dann eine speziell für uns angefertigte Lösung erarbeitet.“ Nach gut einem Jahr Entwicklungsarbeit soll die Software nun in den Unternehmensablauf integriert werden. „Derzeit sind wir in der Testphase, es sieht aber schon ganz gut aus“, freut sich Himmelsbach. Mit dem neuen Tool ist nahezu alles auswertbar. Ein Beispiel sind die Energieverbräuche. An jeder der drei Fertigungslinien sind Energiesäulen angebracht. Diese messen dauerhaft die verbrauchte Energie. Mit der Datenanalyse sind alle denkbaren Auswerteoptionen gegeben. Beispielsweise sind die Energieverläufe über einen bestimmten Zeitraum darstellbar. Diese können produkt-, objekt-, fertigungsbezogen oder jahreszeitbezogen ausgewertet werden – der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Und das ist nur ein Beispiel unter vielen.
Vielfalt vereinfacht
Die Analyse der anfallenden Daten ermöglicht einen Überblick über die vielfältigen Prozesse. Fotos: Himmelsbach Lackierungen
„Die Datenanalyse ist für uns besonders wichtig, da wir hier viele unterschiedliche Substrate mit diversen Lacken beschichten und dabei sowohl unterschiedliche Beschichtungsverfahren als auch Fördertechniken einsetzen. Mit Big Data kann man diese Diversität etwas überschaubarer machen“, so Himmelsbach. Beschichtet wird alles von der Größe einer Kaffeetasse bis hin zum Stoßfänger von 50 Mitarbeitern im Schichtbetrieb. Dazu stehen drei Lackierlinien zur Verfügung. Bei zwei Anlagen ist eine Heißdampfentfettung vorgeschaltet. In der ersten Linie transportiert ein Hängeförderer mit 380 Aufnahmen die Werkstücke in zwei Lackierkabinen, die in Reihe geschaltet sind. Zunächst wird elektrostatisch automatisch lackiert und im Anschluss manuell. Bei 60 °C bis 160 °C trocknen die Beschichtungen anschließend in einem von zwei Öfen. Diese Lackierlinie wird vorrangig für Stahlteile eingesetzt. Kunststoffteile nimmt die zweite Lackierstrecke auf. Hier transportiert ein Bodenförderer die Teile auf Skids durch die Beschichtung. 36 Aufnahmen mit bis zu je 50 Teilen fahren zunächst die manuelle Beschichtung und im Anschluss die Trocknung an. Die dritte Lackierlinie ist vor allem für schwere Teile bis zu einer Tonne geeignet. Hier kommt wiederum ein Hängeförderer zum Einsatz. Zwei manuelle Lackierkabinen nehmen die Werkstücke auf, bevor die Trocknung in einem Ofen umgesetzt wird. Diese Menge und Diversität an Anlagen zu überblicken, wird mit dem Einsatz von Big Data deutlich vereinfacht. In das Gesamtkonzept soll zudem die Auslieferung der Produkte eingepflegt sein. Diese erfolgt mit dem firmeneigenen Fuhrpark. Aber nicht nur die Digitalisierung ist dem Unternehmen wichtig, auch die Umwelt spielt eine zentrale Rolle. 2019 wird die Zertifizierung nach dem Umweltmanagementsystem EMAS abgeschlossen sein. „Und somit bieten wir einen weiteren Mehrwert für unsere Kunden“, sagt Himmelsbach stolz.
Zum Netzwerken:
Himmelsbach Lackierungen, St. Ingbert, Uwe Himmelsbach, Tel. +49 6894 955893-17, uwe.himmelsbach@himmelsbach.team, www.himmelsbach.team
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