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Wie viel wird in Zukunft noch im Auto lackiert?

Color Matching des Exterieurs ist bei Autos schon lange ein Thema – insbesondere, was die exakt gleiche Lackierung von Blech- und Kunststoffteilen angeht. Im Interieur ist das Thema ebenso relevant – und neue, hochauflösende Digitalanzeigen und Lichtkonzepte führen künftig zu steigenden Anforderungen. BESSER LACKIEREN sprach mit Prof. Dr. Hans H. Jung, Senior Manager bei der Managementberatung UNITY AG, über kommende Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die industrielle Lackiertechnik.

Prof. Dr. Hans H. Jung   Foto: Unity AG -

Wird Color Matching an Relevanz zunehmen?

Ja. Beim Color Matching geht es darum, dass aneinandergrenzende bzw. in einem Sichtfeld befindliche Karosserieteile, die aus unterschiedlichen Werkstoffen bestehen, die exakt gleiche Lackierung mit dem exakt gleichen Farbton aufweisen. Der Einsatz unterschiedlicher Materialien ist insbesondere bei Premium-Fahrzeugen zu beobachten und wird weiter zunehmen. Dieser Materialmix erhöht den Anspruch an die Bearbeitung der Oberflächen und damit die Komplexität des Lackierprozesses. Hinzu kommen neue Karosserieformen und -sprachen sowie – zumindest in bestimmten Regionen – die zunehmende Nachfrage nach individueller Farbgebung.

Welchen Stellenwert besitzt Color Matching für den Innenraum eines Autos?

Hier wird die Bedeutung ebenfalls zunehmen. Der Einsatz von Digitalisierungselementen wächst und wenn Sie sich die Qualität der Bildschirme anschauen, werden Sie feststellen, dass die aktuellen und künftigen Generationen erheblich hochwertiger, licht- und leistungsstärker sind als ältere Bildschirme. Die Lackierung muss entsprechend mithalten. Der Innenraum in Premium-Fahrzeugen besteht zudem aus 500 oder mehr Bauteilen, die von mehr als 50 Zulieferern hergestellt und lackiert werden und alle denselben Farbton aufweisen müssen. Hinzu kommen anspruchsvollere, individuellere Farbkonzepte und der Einsatz von Licht als Designelement. Da erscheinen die Farben im wahrsten Sinne des Wortes in einem anderen Licht und müssen trotzdem auch unter diesen Bedingungen exakt zueinander passen.

Die UNITY AG hat Projekte zur Thema Lackierung der Zukunft begleitet. Was waren das für Projekte und wie setzten sich die Teilnehmer zusammen?

Ein funktionierendes Color Matching ist vor dem Hintergrund der Kundengewinnung und bindung ein nicht zu unterschätzender Faktor. Um dem Wunsch nach einem einheitlichen Interieur in Bezug auf Farbwahl, Helligkeit, Schriftart und Stil nachkommen zu können, ist eine enge Zusammenarbeit und intensive Abstimmung zwischen Fahrzeugherstellern und den Zulieferern dieser Fahrzeugteile unabdingbar und Voraussetzung für ein einheitliches Gesamtbild. Erfolgsfaktor für Projekte in diesem Kontext ist es daher, dass die Teilnehmer des Projekts die gesamte Wertschöpfungskette repräsentieren. Lösungen lassen sich nur entwickeln und umsetzen, wenn sie auf Akzeptanz bei allen Beteiligten stoßen. Relevante Teilnehmer in derartigen Projekten sind daher Vertreter der Automobilindustrie, Anlagenhersteller, Materiallieferanten, Designer und Lackhersteller. Wichtiges künftiges Handlungsfeld in derartigen Projekten ist, den Produktions- und Assembly-Prozess bei Karosserien aus unterschiedlichen Materialien optimal miteinander zu kombinieren. Herkömmliche Lackierverfahren gelangen bei Kunststoff- und Leichtbauteilen an ihre Grenzen, da die Lacke nicht mit hohen Temperaturen getrocknet und eingebrannt werden können. Niedertemperatur-Lackierverfahren eröffnen jedoch neue Spielräume, die es ermöglichen, auch diese Teile im exakt gleichen Farbton zu lackieren wie die Karosserieteile aus Stahlblech.

Welche Entwicklungen und Trends beobachten Sie aktuell beim Color Matching?

Aus meiner Sicht gibt es unterschiedliche Trends in den verschiedenen Marktsegmenten: Das Farbspektrum ist deutlich differenzierter, d.h. für jede Farbe gibt es mittlerweile deutlich mehr Ausprägungen. Für die Farbe Blau beispielsweise existieren etwa 100 verschiedene Varianten. Im High-End-Premium-Bereich ist zudem der Anspruch an das Auto und seine Oberflächen hoch und der Anteil an individualisierten Fahrzeugen wachsen. Die Automatisierung, die Digitalisierung und die Qualität der Bildschirme werden zunehmen und weitere, heute noch unbekannte Ansprüche ausprägen. Es wird zusätzliche Bedienkonzepte geben – weg vom Knopf oder Drehschalter hin zu Sprache und Gestik – um nur ein paar zu nennen. Damit entstehen neue Anforderungen an die Gestaltung der Innenräume, die auch Auswirkungen auf die Lackierung haben.

Was empfehlen Sie industriellen Lackierereien zur Vorbereitung auf diese Trends?

Ich empfehle ihnen, sich mit Consumer Electronics auseinander zu setzen. Welche Entwicklungen gibt es? Der Austausch zwischen Mensch und Maschine wird sich intensivieren, interaktive Flächen werden zunehmen. In Zukunft geht es um Fragen, wie die Anmutung der lackierten Flächen im Vergleich zu den anderen, digitalisierten Flächen ist. Und letztendlich darum: Wie viel wird in Zukunft noch im Auto lackiert oder über andere Konzepte belegt?

Zum Netzwerken:
Unity AG, München, Prof. Dr. Hans H. Jung, Tel. +49 89 1301006542, hans.jung@unity.de, www.unity.de

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