Tauchrotation für bis zu 8 m lange Transporter
Eintauchen, fluten, abtropfen: Mit einer Rotationsbewegung von 360° drehen sich auch sehr große Automobilkarosserien, wie etwa die von Transportern, um die eigene Achse. Bei der Planung für die Anlage in North Charleston hat Anlagenhersteller Dürr umfangreiche Versuche in seinem Technikum durchgeführt. Dabei wurde getestet, wie das Rotationsverfahren „RoDip“ bei extrem umfangreichen Karosserien, die bisher noch nie getaucht wurden, eingesetzt werden kann. Das Ergebnis: Auch bei großen Dimensionen gewährleistet dieses Rotationstauchverfahren einen hochwertigen Korrosionsschutz als Grundlage für die weitere Oberflächenbeschichtung. Der Hersteller bietet zwei Versionen des Verfahrens an: „RoDip M“ mit Kettenzug auf beiden Seiten des Beckens und „RoDip E“ mit einer elektrisch angetriebenen Fahreinheit auf einer Seite des Beckens. Für die Steuerung ist die Tauchanlage mit einem absoluten Wegmess-System und einem WLAN-Funksystem ausgestattet. In der neu entstehenden Lackiererei von Mercedes-Benz Vans in North Charleston wird „Ecopaint RoDip E“ eingesetzt. Die Anlage wird die geschlossenen Karosserien der nächsten Generation des Mercedes-Benz Sprinter durch die Vorbehandlung (VBH) und die kathodische Tauchlackierung (KTL) transportieren. In jedem der frei programmierbaren Fahrwagen befindet sich neben dem Fahrantrieb auch ein separater Antrieb für die Rotation.
Individuell programmierbare Fahrwagen
Zu den Besonderheiten der elektrisch angetriebenen Version zählt die Möglichkeit, durch die individuell programmierbaren Fahrwagen optimierte Tauchkurven für die jeweilige Karosserie zu realisieren. Dies führt zu besserer Beschichtungsqualität und steigert die Energieeffizienz. Das Rotationsverfahren macht kleinere Badvolumina möglich, die weniger Chemikalien und Frischwasser benötigen und zugleich den Energieverbrauch und das Abwasseraufkommen reduzieren. Nach der Vorbehandlung werden innerhalb einer Zone die Nahtabdichtung, der Unterbodenschutz und der Schwellerschutz aufgetragen. Diese kombinierten Aufgaben übernehmen vier schienengeführte „EcoRS Roboter“ mit der neuen Generation des Applikators „EcoGun2 3D“. Der standardisierte Applikator ist für alle Anwendungsbereiche vom Dämmmattenspritzen bis zur Nahtabdichtung geeignet. Der neue Applikator ist laut Herstellerangaben deutlich schlanker und leichter als seine Vorgängermodelle und gelangt so auch ideal an schwer erreichbare Karosseriestellen.
Um die Verluste bei den Farbwechseln zu reduzieren, werden die Lackierroboter an eine Sonderfarbversorgung mit Molchtechnik angeschlossen.
Innen-und Außenlackierung
Die vollautomatisierte Innen- und Außenlackierung erfolgt kostenoptimiert jeweils in einer Zone im Stopp- & Go-Betrieb. Dafür kommt ein spezieller Zerstäuber des Typs „EcoBell3 HX“ zum Einsatz, der für die Lackierung von Detail- und Außenflächen konzipiert wurde. Die Innenlackierung im Laderaum übernehmen Swingarm-Roboter ohne Schiene. Sie sind mit den verlängerten Armen speziell für den Einsatz in großen Laderäumen konstruiert. In dieser Form werden sie erstmals in den USA installiert.
Häufige Farbwechsel
Bei den Transportern wird eine große Zahl an unterschiedlichen Farben aufgetragen. Um diese Vielfalt mit geringen Farbverlusten beim Farbwechsel applizieren zu können, werden die Lackierroboter an die Sonderfarbversorgung mit Molchtechnik „EcoSupply P“ angeschlossen. Vollständig auf den Einsatz von Wasser und Chemie verzichtet das halbautomatische System „EcoDry X“, das den Overspray in den Lackierkabinen trocken abscheidet. Zu der komplett von Dürr ausgestatteten Lackiererei gehört zudem die Lackapplikation mit Primer und 2-Wet-Prozess im Decklackbereich. Mercedes-Benz Vans, LLC, gehört zum Geschäftsfeld Mercedes-Benz Vans der Daimler AG Deutschland. Das Unternehmen erweitert in North Charleston im US-Bundesstaat South Carolina seinen bestehenden Montagestandort für Transporter und errichtet ein neues Produktionswerk mit Karosseriewerkstatt und Lackiererei für die Fertigung des Mercedes-Benz Sprinter. Die neue Produktion soll noch vor Ende des Jahrzehnts starten. Sprinter für die USA werden bislang in Deutschland gefertigt.
Dürr Systems AG, Bietigheim-Bissingen, Günter Buzer, Tel. +49 7142 78-2614, guenter.buzer@durr.com, www.durr.com
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