Autofabrik der Zukunft
Mercedes-Benz Cars startete Anfang Juni 2018 mit der Grundsteinlegung den Bau des zweiten Werkes in Kecskemét. Insgesamt investiert der Automobilhersteller eigenen Angaben zufolge rund eine Milliarde Euro und schafft mehr als 2500 Arbeitsplätze. Dabei handelt es sich um ein „Full-Flex Werk“, das den nächste Schritt auf dem Weg zur smarten Produktion darstellt: Es soll vollständig digitalisiert, auf nachhaltige Produktion ausgelegt sein und den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Das neue Pkw-Werk besteht aus Presswerk, Rohbau, Oberflächenbearbeitung und Montage. Mercedes-Benz Cars schafft damit neue Kapazitäten und die technischen Voraussetzungen für die flexible Produktion der Fahrzeuge der Zukunft. Für den Bereich Oberflächenbearbeitung erhielt die Eisenmann SE als Generalunternehmen bereits Ende 2016 den Auftrag der Daimler AG.
Basis der flexiblen, smarten und hocheffizienten Anlage bildet das modulare Fördersystem. Die „VarioLocs“ bewegen sich auf einer am Boden installierten Schiene und befördern so die Karosserien durch die Lackiererei. Foto: Eisenmann
„Für Daimler ist es wichtig, eine Vorreiterrolle bei der smarten Produktion zu übernehmen. Wir haben entschieden, die konventionelle Fördertechnik abzulösen und mit der einer skidlosen Lackieranlage für alle Prozessschritte umzusetzen. Dieser Schritt stellt uns vor neue Herausforderungen, z.B. beim Prozesslayout, beim Gebäude, bei der Fabriksteuerung und Steuerungstechnik, bei der Arbeitssicherheit sowie bei den Themen Wartung und Reinigung sowie Qualität. Wir haben uns für die ,VarioLoc`-Technologie entschieden, da uns die skidlose Fördertechnik für Industrie 4.0 enabled und bestmöglichst aufstellt“, sagt Steffen Schubert, Manager Produktionsplanung bei der Daimler AG. „Wir sind stolz darauf, eine skidlose Lackieranlage zu realisieren, bei der mehrere unserer technologischen Lösungen zum Einsatz kommen. Mit der Kombination unserer Industrie 4.0-fähigen Technologien erwecken wir den hochflexiblen und effizienten Smart Paint Shop zum Leben“, so Jörg Robbin, Vice President Product Development, Automotive Systems bei Eisenmann.
Skidlos durch die Lackiererei
Warum das wichtig wird Das zweite Werk, das Mercedes-Benz derzeit im ungarischen Kecskemét errichtet, spiegelt den Wandel in der Automobilproduktion hin zur smarten Produktion. Eisenmann hat mit der Daimler AG einen Referenzkunden gefunden, der sich den Herausforderungen des integrierten Gesamtkonzepts der skidlosen Lackiererei stellt und eine Vorreiterrolle in Sachen Paint Shop 4.0 unternimmt. Mercedes-Benz Cars schaffen damit neue Kapazitäten und die technischen Voraussetzungen für die flexible Produktion der Fahrzeuge der Zukunft. Dies umfasst Pkw mit verschiedensten Aufbau- und Antriebsvarianten. Produziert werden könne sowohl Pkw mit konventionellen Antrieben als auch Elektrofahrzeuge mit dem neuesten Technologiestand beim automatisierten Fahren. |
Die Basis des integrierten Gesamtkonzepts der flexiblen, smarten und hocheffizienten Automobillackieranlage bildet das modulare Fördersystem „VarioLoc“. Es ermöglicht den skidlosen Transport der Karosserien. Insgesamt werden in Kecskemét ca. 340 „VarioLoc“ installiert. „Der Wegfall der schweren Skids ist die Grundlage hoher Flexibilität in der Lackiererei hinsichtlich wechselnder Taktzeiten, Durchsätze, Kapazitäten und Fahrzeugarchitekturen“, erklärt Robbin. Die „VarioLocs“ bewegen sich auf einer am Boden installierten Schiene und befördern so die Karosserien durch die Lackiererei. Taktzeiten und Durchsatz lassen sich dabei flexibel gestalten und optimieren, weil die Fördereinheiten mit autarken Antrieben ihre Geschwindigkeit je nach Prozessschritt variabel anpassen können. Zum Lieferumfang des umfangreichen Gesamtpakets für Kecskemét gehört auch eine Vorbehandlungs- und KTL-Anlage, ausgestattet mit „E-Shuttle 200“. Das Fördersystem transportiert die Karosserien mit Einzelfahrwerken durch die Prozessbecken, nachdem sie von den „VarioLocs“ übernommen wurden. Mercedes-Benz setzt bei der Karosseriebeschichtung auf Decklackierung mit füllerlosem Prozess. Der Verzicht auf die lösemittelhaltige Primerschicht verbessert die Ökoeffizienz und verringert die Betriebskosten. Zu diesem Zweck kommt ein zweischichtiger Basislackaufbau zum Einsatz, auf dessen Anwendung die Applikationstechnik von Eisenmann genau abgestimmt ist. Für Kecskemét liefert das Anlagenbauunternehmen die komplette Farbversorgung und eine Decklacklinie, bestehend aus sechs Decklackkabinen mit insgesamt 36 Lackier- sowie 24 Handlingrobotern zum Öffnen der Türen und Hauben für die automatische Innenlackierung. Der Hochrotationszerstäuber „VarioBell v.2“ und das Lackdosiersystem „VarioCharger v.2“ minimieren den Materialverlust zugunsten eines effizienten Lackierprozesses. Die Technologien zur Sealing- und Dämmmattenapplikation kommen ebenfalls von Eisenmann. Nachhaltig und energieeffizient ist auch das mechanische, modular aufgebaute Lacknebelabscheidesystem „E-Cube“. Es bietet entscheidende Vorteile gegenüber der herkömmlichen Nassauswaschung. Das System ist energiesparend, arbeitet sauber ohne den Einsatz von Wasser und Chemikalien, überzeugt mit sehr hohem Abscheidegrad und ist simpel anzuwenden.
Höchste Flexibilität
Bei dem Gesamtkonzept der skidlosen Lackiererei für das Pkw-Werk in Kecskemét werden modernste Technologien für eine flexible, nachhaltige und energieeffiziente Automobilproduktion kombiniert, unabhängig von Karosserie- oder Antriebsform und jederzeit individuell anpassbar auf wechselnde Auslastungszahlen. Die jetzt vormontierten Anlagenkomponenten werden Ende des Jahres in Holz-gerlingen abgebaut, nach Kecskemét transportiert und ab Januar 2019 installiert. Die ersten Karosserien sollen dann Anfang 2020 vom Band rollen.
Zum Netzwerken:
Eisenmann SE, Böblingen, Jörg Robbin, Tel. 49 7031 78-0, info@eisenmann.com, www.eisenmann.com
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