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Stuttgarter Oberflächentechnik-Preis 2022 verliehen

Auf der SurfaceTechnology Germany ist am 21. Juni 2022 der diesjährige Stuttgarter Oberflächentechnik-Preis „Die Oberfläche“ verliehen worden. Preisträger sind die Dürr Systems AG, die ASIS GmbH und Molecular Plasma Group S.A.

„EcoPaintJet“ appliziert rote Streifen auf eine Karosserie
Platz 1: Mit dem „EcoPaintJet“ Pro von der Dürr Systems AG ist es möglich Foto: Dürr Systems AG

Die Oberflächentechnik ist oft maßgeblich am Innovationsgrad und Fortschritt zahlreicher Branchen beteiligt, ohne dass dies einer breiten Öffentlichkeit bekannt wird. „Der Stuttgarter Oberflächentechnik-Preis ‚Die Oberfläche‘ hat deshalb das Ziel, diese allgegenwärtige und dennoch oft übersehene Querschnitts- und Schrittmachertechnologie zu würdigen und neuartige Anwendungen aus diesem Bereich voranzutreiben“, sagt Martin Metzner, Leiter der Abteilung Galvanotechnik am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA.

Den 1. Platz belegt die Dürr Systems AG für die „Oversprayfreie Lackapplikation mit EcoPaintJet Pro“. „Das Unternehmen hat mit großem Durchhaltevermögen und gemeinsam mit Partnern aus der Lack- und Automobilbranche die Idee der komplett oversprayfreien Nasslackierung zur Umsetzung gebracht und damit möglicherweise eine disruptive Innovation geschaffen“, lobt Juror Michael Hilt, Geschäftsführer der Forschungsgesellschaft für Pigmente und Lacke e.V.. Bisher ist die Lackiererei einer der größten Energieverbraucher in der Automobilfertigung. Der hohe Verbrauch geht dabei maßgeblich auf die Lacktrocknung und den Overspray zurück. Wenn aber gar kein Lacknebel mehr entsteht, führt das auf die gesamte Lackierlinie bezogen zu einer Energieeinsparung von rund 30%. Außerdem ist es mit „EcoPaintJet Pro“ erstmals möglich, kundenindividuelle Produktgestaltung und automatisierte Fertigung effizient und umweltschonend miteinander zu verbinden. „In Zeiten, in denen mehr denn je auf Energieverbrauch und CO2-Emission geachtet wird, bietet ‚EcoPaintJet Pro‘ deutlich mehr Potenzial als Kontrastfarben oder optische Elemente auf Automobilkarosserien – nämlich den Einstieg in eine abluftarme und damit energetisch optimierte Lackiererei. Das Verfahren der Dürr Systems AG ist damit der würdige Sieger der ‚Oberfläche 2022‘“, sagte Hilt in seiner Laudatio.

2. Preisträger ist die ASIS GmbH. Sie erhält sie Auszeichnung für das System „Automatisches Finish“. Durch den Einschluss von Partikeln entstehen bei der Lackierung immer wieder sichtbare Defekte. Die betroffenen Stellen müssen bisher in einem energie- und arbeitsintensiven Prozess von Hand nachgebessert werden – je nach Geschick und Tagesform des Personals mit unterschiedlichen Ergebnissen. Doch nun hat die ASIS GmbH aus Landshut mit dem automatischen Finish eine präzise und wiederholgenaue Lösung für die Inspektion und Beseitigung von Defekten entwickelt. Industrieroboter bewerten dabei jede Fehlstelle individuell und bearbeiten sie exakt so, wie es erforderlich ist. Dieser vollautomatisierte Nachbearbeitungsprozess spart Zeit und Material und gewährleistet eine gleichbleibende Qualität. „Das System hat durch seinen Einsatz bei einem Original Equipment Manufacturer seine Industriereife unter Beweis gestellt und soll nun in weitere Branchen ausgerollt werden. Wir freuen uns, die ASIS GmbH für diese Entwicklung mit der ‚Oberfläche 2022‘ in Silber auszeichnen zu können“, sagte Katja Feige vom Fraunhofer IPA in ihrer Laudatio.

Den 3. Platz belegt die Molecular Plasma Group S.A. aus dem luxemburgischen Örtchen Fötz für die Entwicklung von „Molecular Plasma“. Das Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, die eine Oberflächenfunktionalisierung durch die kovalente Bindung organischer Stoffe mittels eines kalten atmosphärischen Plasmas auf jeglichen Substraten ermöglicht. Die durch den einstufigen, trockenen und lösemittelfreien Prozess entstehende Nanobeschichtung verleiht der Oberfläche eine klar definierte und dauerhafte Funktion – angefangen bei der Haftungsverbesserung inerter Materialien, über bioaktive Oberflächen bis hin zu hydrophoben, hydrophilen oder auch Antihaft-Eigenschaften. „Diese innovative Anwendung der Plasma-Oberflächentechnik erweitert die Möglichkeiten der Oberflächenfunktionalisierung deutlich“, lobt Juror Martin Riester, Referent der Fachabteilung Oberflächentechnik beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). „Diese Innovationskraft gepaart mit den über viele Zielbranchen breit gefächerten Anwendungsmöglichkeiten war für die Jury ausschlaggebend, das Unternehmen mit dem Preis ‚Die Oberfläche 2022‘ in Bronze auszuzeichnen.“

Nominiert waren außerdem die BMF GmbH aus Chemnitz und die Dörken Coatings GmbH & Co. KG aus Herdecke. BMF hat einen automatischen Strahlprozess geschaffen, der reproduzierbare, homogene und vordefinierbare Oberflächen hervorbringt. Nacharbeit und Ausschuss werden dadurch vermieden. Dörken hat in Zusammenarbeit mit einem weiteren Unternehmen eine Automatikspritzpistole entwickelt, die in Verbindung mit einem Roboter Bauteile nahezu ohne Sprühnebel partiell beschichten kann. Kostspielige und zeitaufwendige Maskierungen sind dafür nicht mehr nötig.

Der Stuttgarter Oberflächentechnik-Preis „Die Oberfläche“ wurde 2012 von Martin Metzner ins Leben gerufen und wird alle zwei Jahre vergeben.

Zum Netzwerken:

Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, Stuttgart, Dr.-Ing. Martin Metzner, Tel. +49 711 970-1041, martin.metzner@ipa.fraunhofer.de, www.ipa.fraunhofer.de
Forschungsgesellschaft für Pigmente und Lacke e.V., Stuttgart, Dr. rer. nat. Michael Hilt, Tel. +49 711 970-3820, michael.hilt@fpl-ev.de, www.fpl-ev.de

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