Bakterielle Verunreinigungen
Einerseits sind weniger chemische Stoffe im Einsatz, die Mensch und Natur schädigen könnten, andererseits fühlen sich so natürlich auch ungewollte Bestandteile der Natur, wie Bakterien, in der Prozesskette wohler. Die Besiedelung von Becken, Schläuchen, Druckluftkomponenten und vielem mehr mit Mikroorganismen ist ein ständiges Problem. Laut der aktuellen BESSER LACKIEREN Umfrage hatte beispielsweise mehr als die Hälfte der Beschichter bereits mit bakteriellen Verunreinigungen zu kämpfen. Doch welche Lösungsansätze gibt es und welche halten die lackierenden Unternehmen auf Basis ihrer praktischen Erfahrungen für die sinnvollsten?
Physikalisch rein
52,6 % der Beschichter sind der Meinung, dass die sinnvollsten Methoden physikalischer Natur sind. Darunter fallen UV-Anwendungen oder auch der Einsatz von Elektroimpulsen. Das letztere Verfahren steht derzeit im Mittelpunkt eines am KIT durchgeführten Forschungsprojektes. Di-Wa-L (Dekontamination von industriellen Wässern & Lacken) schont Umweltressourcen, da keinerlei chemische Zusätze vonnöten sind. Durch das Anlegen eines elektrischen Feldes kommt es zum Absterben der Mikroorganismen. Forschungspartner sind in diesem Projekt Eisenmann, Emil Frei, PPG und die BMW Gruppe. Ein weiteres innovatives Verfahren ist eine Mischung aus physikalischer und chemischer Anwendung. Die Einbringung von Ozon erfolgt an unterschiedlichen Stellen der Prozesskette. Das Gas wirkt als starkes Oxidationsmittel und führt so zur Zersetzung der Zellen und zum Absterben der Mikroorganismen. Da das Ozon dabei vollständig zu Sauerstoff reagiert, gilt das momentan bei VW in einer Testphase eingesetzte Verfahren (siehe Besser Lackieren 14/2018) als umweltfreundlich. Partner des Automobilherstellers im Pilotprojekt sind Eisenmann und BASF.
Schnelle Lösung mit Chemie
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Die chemische Keule wird von 26,3% der Befragten bevorzugt. Diese Zusätze sind meist einfach zudosierbar, günstig und stören den Prozess nicht. Allerdings können Bakterien und andere Mikroorganismen wie Pilze über die Zeit Resistenzen gegen die Zusätze entwickelt. Des Weiteren werden so zu den eigentlich umweltfreundlichen Verfahren wiederum Chemikalien zugegeben – und somit der eigentlich zugrunde liegende Ansatz ad absurdum geführt. 15,3 % der Beschichter wählen einen Weg, der bereits vor der mikrobiellen Besiedlung ansetzt. So sollen häufige Badwechsel eine Verunreinigung mit den unerwünschten Lebewesen verhindern. Ähnlich sehen dies auch weitere 5,3% der Lackierer, die nicht nur den Prozess selbst, sondern auch die Konstruktion mit einbeziehen. Eine optimale Bauteilgestaltung führt zu einer verminderten Flüssigkeitsverschleppung und in der Folge zu einem geringeren Verbreitungsrisiko der Mikroorganismen. In der Praxis genügt selten eine Anwendung allein, um sich der Invasion der Mikroorganismen zu erwehren. Eine Kombination verschiedener Verfahren erscheint am zielführendsten.
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