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LABS – Prüfung

Zur Prüfung auf Lackbenetzungsstörende Substanzen, kurz LABS, ist ein neues Einheitsblatt erschienen. Diese Substanzen können eine homogene Benetzung mit Lack verhindern. Die resultierenden Fehlerbilder zeigen häufig eine charakteristische Kraterform. Um derartige Fehlstellen zu vermeiden, sollten im Lackierbetrieb alle verwendeten Produkte auf LABS überprüft werden.

Krater sind typische durch LABS verursachte Fehlstellen. Foto: Fraunhofer IPA -

Die kritischen Substanzen sind breit gestreut. Betroffen sind u.a. Öle, Silikone, Graphit sowie PTFE-Abrieb. LABS können als Schmiermittel in beweglichen Teilen, als Weichmacher in Kunststoffen, beispielsweise in Schläuchen, oder in Kosmetika und Deos vorkommen. Eher kuriose Beispiele sind Trennmittel zwischen einzelnen Automaten-Kaffeebechern und Weichmacher aus Handyhüllen. Es besteht kaum eine Möglichkeit, den Substanzen auszuweichen. Künftig wird es allerdings möglich sein, Betriebsmittel entsprechend einer zugeordneten LABS-Konformitätsklasse zu bestellen, um den Eintrag der Substanzen in den Lackierprozess schon beim Bestellvorgang zu vermeiden. Wolfgang Niemeier vom Fraunhofer IPA, der bei an der Erstellung des Einheitsblattes beteiligt war sagt dazu:

„Das VDMA Einheitsblatt 24364 basiert auf einer Sichtung verschiedener, herstellerspezifischer Anforderungen, z. B. aus der Automobilindustrie, für die Prüfung von Produkten auf lackbenetzungsstörende Substanzen und beschreibt allgemeingültige Verfahren zur Prüfung von Produkten auf lackbenetzungsstörende Substanzen. Dadurch bietet sich für Zulieferer die Möglichkeit die LABS Konformität ihrer Produkten standardisiert und nachvollziehbar nachzuweisen.“

Harmonisierung

Dafür hat die VDMA-Fachabteilung Oberflächentechnik ein anschauliches Einheitsblatt herausgebracht. Maschinenhersteller aus 30 VDMA Fachverbänden, Experten aus der Forschung wie das Fraunhofer IPA oder das iLF aber auch  Anwender wie Volkswagen haben sich an der Erstellung der Prüfvorschrift beteiligt. Das Papier harmonisiert die meist werks- bzw. kundenspezifischen LABS-Prüfanweisungen. Das Einheitsblatt beschreibt verschiedene LABS-Zonen in einem Lackierbetrieb, wie in der Grafik zu sehen. Die erste Zone (Zone I) umfasst alle Bereiche des direkten Lackiervorganges von der Vorbehandlung über die Lackapplikation bis zur Trocknung. Zone II befindet sich im lackverarbeitenden Produktionsbereich, aber außerhalb von Zone I. Auch Zone III liegt im Betrieb, aber außerhalb des lackverarbeitenden Produktionsbereichs. Für mobile Produkte, die sich zwischen den Zonen bewegen, sind die Anforderungen aller relevanten Zonen zu erfüllen. Die in den verschiedenen Bereichen befindlichen Produkte werden nun in fünf Produktgruppen (A, B, C, S, T) eingeordnet. Aus der Zuordnung ergibt sich die für die LABS-Prüfung notwendige Methodik. Die Gruppen umfassen:

WARUM DAS WICHTIG WIRD
Die Harmonisierung der LABS-Prüfung erlaubt Herstellern von Lackiertechnik ihre Produkte für den Verkauf nach LABS-Konfirmitätsklassen zu staffeln. Beschichter können sich somit die passenden Produkte direkt aus dem Katalog bestellen. Weiterhin erlaubt das Vorgehen eine vergleichbare Wareneingangskontrolle für Werkstücke um sicherzustellen, dass aus vorgelagerten Prozessen keine LABS in die Lackierung eingeschleppt werden.
  • Gruppe A: Produkte mit Kontakt zu Lacken, Lösemitteln oder lackierenden Oberflächen
  • Gruppe B: Produkte mit mittelbarem Kontakt zu lackierenden Oberflächen, Lacken und Lösemitteln, nicht Gruppe A zuordenbar; z. B.  Roboter
  • Gruppe C: Produkte, die nicht Gruppe A und B zuzuordnen sind, u. a. Steuerungen oder Luftfilter
  • Gruppe S: Produkte, die sich nach Zone I oder II verschleppen lassen oder Substanzen, die auf die zu lackierende Oberfläche aufgebracht werden
  • Gruppe T: Produkte, deren Einsatz bei höheren Temperaturen, beispielsweise im Trocknungsbereich, erfolgt

Die Gruppenzugehörigkeit legt die nötige Prüfklasse fest. Alle verwendeten Prüfmaterialien müssen vor dem Einsatz einem Nulltest ohne Prüfling unterzogen werden, um Fehlerquellen auszuschließen.

Probengewinnung

Proben können durch Spülen, Abreiben, Einlegen, Abblasen, Ausgasen oder durch Direkt­auftrag gewonnen werden. Einsetzbare Lösemittel sind Butylacetat oder Isopropanol. Die zum Abblasen verwendete Druckluft muss den Anforderungen von VDMA 15390-3 (in Erarbeitung) entsprechen. Die Probenahme  ist außer beim Ausgasen bei Raumtemperatur durchzuführen. Das Probenmaterial wird nach Vorschrift auf einer Prüfunterlage abgeschieden.

Produkte werden Zonen zugeordnet und in Gruppen unterteilt. Grafik: VDMA

Produkte werden Zonen zugeordnet und in Gruppen unterteilt. Grafik: VDMA

Dabei sind alle lackierfähigen Unterlagen wie z.B. Metall- oder Glasplatten, anwendbar. Letztere bieten den Vorteil, dass sowohl eine Auflicht- als auch eine Durchlichtprüfung möglich ist. Zu beachten gilt es, dass Rauheit und Oberflächenspannung der Prüfunterlage eine gleichmäßige Lackierung ermöglichen. Eine Größe der Unterlage von 100 x 150 mm ist erfahrungsgemäß ausreichend. Als Prüflack kommt weißer 1K-Automobil-Reparaturlack zum Einsatz. Zu beachten ist, dass sich die Prüfansätze für Wasser- und Lösemittellacke unterscheiden. Beide sind im Einheitsblatt beschrieben. Der Lack wird im Sprühverfahren deckend aufgetragen und anschließend nach Herstellerangabe getrocknet. Ein Produkt hat dann die Prüfung bestanden, wenn die lackierte Unterlage keine Benetzungsstörung aufweist. Mögliche Fehlerbilder sind anschaulich im VDMA-Einheitsblatt beschrieben. Die Ergebnisse sind anschließend zu dokumentieren. In der Dokumentation enthalten ist die Identifizierung des Prüfling sowie dessen vorgesehener Einsatzzweck.

6 SCHRITTE DER LABS – KONFORMITÄTSPRÜFUNG
  1. Festlegung der Zone, Produktgruppe und Prüfklasse
  2. Nulltest aller verwendeten Prüfmaterialien
  3. Probenahme am Prüfling entsprechend der Vorschrift
  4. Beschichtung der Prüfplatte mit Prüflack
  5. Auswertung der Prüfplatte auf Fehlstellen
  6. Dokumentation der LABS-Konformitätsprüfung

Weiterhin muss die gewählte Prüfklasse, die eingestellten Parameter die Bezeichnung des Lösemittels, des Prüflacks und der Prüfunterlage beschrieben sein. Produkte mit dem Prüfergebnis LABS konform können entsprechend der angewendeten Prüfkriterien gekennzeichnet werden. Sind verschiedene Prüfklassen, beispielsweise Klasse B und T kombiniert, ergibt sich folgende Benennung: LABS-Konformität VDMA-24364-B/T180. Die letzte Ziffer, 180, zeigt die Besonderheit der Prüfklasse T, bei der die Prüftemperatur mit anzugeben ist. Karin Döring, stellvertretende Leiterin des Labores für Anwendungstechnik am iLF Magdeburg, war an der Erstellung des Einheitsblatts beteiligt. Sie zieht folgendes Fazit: „Das VDMA-Einheitsblatt ist eine hilfreiche Arbeitsvorlage für Anwender, Zulieferer und Prüfhäuser wie das iLF Magdeburg. In diesem VDMA-Einheitsblatt sind die Produktgruppen sinnvoll klassifiziert, die Abprüfung ist entsprechend der Prüfklassen beschrieben und so liegt erstmals eine allgemeingültige Vorschrift für die Prüfung und Bewertung der LABS-Konformität vor.“ Der Leitfaden zum Einheitsblatt steht auf der Seite des VDMA Fachbereiches Oberflächentechnik zum Download bereit.

Zum Netzwerken:
VDMA Oberflächentechnik, Frankfurt, Dr. Martin Riester, Tel. +49 69 6603-1290, martin.riester@vdma.org, ot.vdma.org

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