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Lackieren ohne Overspray

Zwei Trends beherrschen aktuell die Automobilindustrie: e-Mobility und individualisierte Fahrzeuge. Da passt es sehr gut, dass Dürr mit dem "EcoPaintJet" die vollautomatische Autolackierung in zwei Farben ermöglicht – ohne Maskieren und ohne Overspray.

Audi in Ingolstadt wird in Kürze die ersten Fahrzeuge mit dem System produzieren. Dürr arbeitet bereits an einer Weiterentwicklung für den automatischen Auftrag von komplexeren Geometrien. Fotos: Dürr
Audi in Ingolstadt wird in Kürze die ersten Fahrzeuge mit dem "EcoPaintJet"-System beschichten. Foto: Dürr -

„Das System bietet mehrere Vorteile: Es lässt sich bei Neuanlagen in die Lackierlinie integrieren oder kann bei bestehenden Anlagen als zusätzliches Modul realisiert werden. Der Dekorlack kann auf den bereits eingebrannten Clearcoat oder nach der Zwischentrocknung appliziert werden“, erklärt Frank Herre, Leiter Development Application/Process. Eine kleine Einschränkung gibt es aktuell noch: Das System kann nur Unilacke und keine Metallic-Lacke verarbeiten.

Das  Herzstück des Systems: der Applikator

Das liegt am Applikator, der auf der Unterseite mit einer Düsenplatte ausgestattet ist. Diese Platte wiederum verfügt über rund 50 kaum sichtbare Löcher, die einen Durchmesser von ca. 1 Zehntelmillimeter haben. Durch sie wird der Lack aus 30 mm Entfernung in parallelen Strahlen auf das Karosserieblech appliziert. So ist es möglich, dass der Applikator den Lack sehr präzise und vollkommen ohne Overspray auftragen kann.

Der Applikator arbeitet trennscharf und komplett ohne Overspray, sodass die Maskierung der Karosserie entfallen kann.

Der Applikator arbeitet trennscharf und komplett ohne Overspray, sodass die Maskierung der Karosserie entfallen kann.

Bei der Lackierung eines Fahrzeugdaches besteht die Herausforderung darin, dass die Fläche gebogen und nicht rechteckig ist. Außerdem stehen die Karosserien für die Lackapplikation nicht immer exakt an derselben Stelle. Daher vermisst das „EcoPaintJet“-System vor jeder Applikation die zu lackierende Fläche mit einem zweistufigen Messsystem, um Karosserie- und Positionierungstoleranzen zu erfassen und die Lackierbahnen und den Lackauftrag vollautomatisch darauf abzustimmen. „Aus diesem Grund erhält das System offline grundlegende Informationen wie 3D-Karosseriedaten und Vorgaben für die Roboterbahnen“, erklärt Herre. Online korrigiert die entsprechende Software dann auch die gemessenen Abweichungen und sorgt für eine individuelle Führung des Applikators. So reguliert sie beispielsweise durch entsprechendes horizontales Verdrehen des Düsenkopfes die Breite des Lackauftrags, passt – um die Lackschichtdicke kon­stant zu halten – die Verfahrgeschwindigkeit an den Grad der Verdrehung an und kippt den Applikator in Abhängigkeit der Dachneigung. Bevor der „EcoPaintJet“ beginnt, reinigt und trocknet das System die Düsenplatte und überprüft die Anzahl der offenen Düsen und die Parallelität der Strahlen.

Autodach in 120 sec lackiert

Beim Open House 2019 konnten sich die Besucher davon überzeugen, dass der „EcoPaintJet“ den Lack trennscharf und ohne Sprühnebel aufträgt. Er hat eine Flächenleistung von etwa 1,8 m²/min und lackiert im Alleinbetrieb ein Karosseriedach in nur 120 sec.

Durch die Düsenplatte wird der Lack aus 30 mm Entfernung in parallelen Strahlen auf das Karosserieblech appliziert.

Durch die Düsenplatte wird der Lack aus 30 mm Entfernung in parallelen Strahlen auf das Karosserieblech appliziert.

Dr. Lars Friedrich, im Vorstand der Dürr Systems AG für Applikationstechnik zuständig: „Mit diesem Hightech-Verfahren kann die Automobilindustrie Individualisierungswünsche von Kunden schneller und in Spitzenqualität erfüllen. Das Interesse am Markt ist groß, da wir mit der neuen Technologie echten Mehrwert bieten.“  Die Hersteller von Elektroautos können ebenso von dem System profitieren: Manche E-Autos sind etwas höher als herkömmliche Modelle, da die Batterie in der Bodengruppe unter der Fahrgastzelle eingebaut ist. Doch viele Käufer wünschen sich sportliche, flach wirkende Fahrzeuge. Deshalb werden am Übergang vom Dach zur Seitenwand und am Schweller Streifen in dunkler Kon­trastfarbe aufgetragen, dadurch wirkt das Auto optisch flacher. Das sind weitere Anwendungsfelder für den „EcoPaintJet“. Aktuell testen mehrere Automobilhersteller das System. Audi in Ingolstadt produziert in Kürze die ersten Fahrzeuge. Dürr arbeitet an einer Weiterentwicklung der Technologie, die auch komplexere Geometrien lackieren kann. Bei dieser Version mit dem Namen „EcoPaintJet Pro“ lässt sich jedes Loch in der Düsenplatte individuell öffnen und schließen. Das eröffnet noch mehr Möglichkeiten bei der Produktindividualisierung. Zukünftig soll  sogar der automatische Auftrag von komplexeren Geometrien möglich sein. Beim Dürr Open House 2019 hat der Anlagenbauer bereits den Auftrag seines Logos demon­striert.

Zum Netzwerken:
Dürr Systems AG, Bietigheim-Bissingen, Frank Herre, Tel. +49 7142 78-2256, frank.herre@durr.com, www.durr.com

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